Unsere Erde

… das besondere Buch mit dem ausgeschnittenen Kreis in der Mitte – einem Loch zum Durchschauen. Dieses Loch stellt den realen Bezug zur Welt dar: Es zeigt die Welt hinter dem Buch. Die Handlung findet auf der Erdkugel statt, auf dem Rand des Lochs: Zuerst gibt es nichts auf der Welt, dann wächst ein kleines Pflänzchen, das nicht viel Raum einnimmt. Weitere Pflänzchen folgen und einige von Ihnen werden zu Bäumen.  Es wachsen viele Bäume, die ganze Erde ist voll davon, bis die erste Maschine kommt. Die ersten Bäume werden abgeholzt und lösen beim Betrachter Befangen aus. Die Bäume verschwinden schließlich ganz, nur noch Stümpfe sind übrig, bis nur noch Häuser die Erde säumen. Betonmischer, Baukran und Bagger erscheinen und verwandeln die grauen Häuser in noch grauere Wolkenkratzer. Alles raucht, Fabriken und Fahrzeuge nehmen mit ihrem Rauch und Dunst nicht nur den Rand der Erde, sondern die ganzen Seiten ein. Ein Eisberg staucht die Fahrzeuge, Häuser und den Müll zusammen. Er schmilzt und überflutet alles, was auf der Welt keinen Platz mehr hat. Das Bild schockiert, es wirkt so leise und dumpf, als Gegensatz zu den Maschinen, die man gerade noch hörte. Die Ruhe kehrt wieder: zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, sähen aus, Pflanzen wachsen, ein vereinzeltes Haus im Wald, dann Mehrere. Ein Hochhaus, dann Mehrere, ein Baukran, doch immer noch schauen vereinzelt Bäume heraus. Das letzte Bild: Fabriken, Windräder, Tiere und Bäume – alles hat Platz auf unserer Erde.

„Unsere Erde“ kommt ohne Text aus. Die Kinder und Erwachsenen sind dazu aufgefordert, die Geräusche und Szenen in ihrer Phantasie weiterzuentwickeln. Das Loch, durch das man immer einen Teil seines eigenen Umfelds betrachtet, verbindet das Buch mit der Realität. Man könnte es auch als Abgrund interpretieren, in den die Gesellschaft zu fallen droht. Die Illustration des Buches ist sehr einfach gehalten, sagt das Nötige aus. Durch das Loch in der Mitte sehen wir die Lage aus einer ungewohnten Perspektive, die man vielleicht sogar mit den Kindern besprechen muss.
Als zweiter wichtiger Aspekt erkennt der Betrachter den Wandel von  wenigen, bescheidenen Pflänzchen zu einer Welt, die kaum mehr Platz für alle bietet.
Die Aussage ist eindeutig: Achtet auf eure Umwelt. Vielleicht sollten wir die Gelegenheit nutzen, unsere Kinder so zu erziehen, dass sie die Welt als die wertvolle Ressource wahrnehmen, die sie ist.

Als erweiterende Angebote für Kinder könnte ich mir vorstellen ein kleines „Urban Gardening Projekt“ zu starten und direkt damit anzufangen, der Erde mehr grün zu verleihen. Interessant wäre auch die Wahrnehmung der Lebenswelt mit dem Buch abzugleichen, wie sieht es eigentlich bei uns aus? Kennt jemand eine Stadt, die anders aussieht? Wie wünschen wir uns unsere Welt? Die Kinder könnten ihre eigenen „Buchseiten“ gestalten, in dem sie einen Kreis aus der Mitte eines Fotokartons schneiden und ihre Vision von der Zukunft auf dem Rand der Erde darstellen.

Das Buch würde ich für Kinder ab 4 Jahren empfehlen, da die ernsthafte Thematik ein gewisses Reflexionsvermögen und Perspektivenübernahme  voraussetzt.

Unsere Erde
Autorin/ Illustratorin: Jimi Lee
Minedition, 2013
26 Seiten
ISBN: 978-3-86566-169-2

Blick ins Buch

 

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