Kirschkernmond

Illustration: Stella Eich © Jupitermond Verlag

Inhalt

Matilda isst mit ihrer Familie zu Abend. Ihr geht es nicht gut. Sie hat keine Lust zu essen, möchte nicht erzählen und möchte auch nicht hören, was ihr kleiner Bruder zu erzählen hat. Ihre Eltern reagieren zunächst verständnisvoll, doch als Matilda brüllt, dass sie die doofen Nudeln nicht essen wolle, verlieren sie die Geduld.
Nach dem Essen suchen ihre Eltern erneut das Gespräch, doch Matilda öffnet sich erst, als ihr kleiner Bruder Karlo ihre Nähe sucht. Dann ist sie bereit ihrer Mama und ihrem Bruder zu erzählen, was alles passiert ist. Ihre Mama hört genau zu und erzählt ihr dann, dass es ihr manchmal auch so geht. Eine Reihe von blöden Ereignissen, scheinen sich als Kieselsteine in ihrem Rucksack zu sammeln und irgendwann ist er sehr schwer und macht richtig schlechte Laune. Gemeinsam besprechen sie, wie sie diese Kieselsteine wieder loswerden kann. Ihre Mama bittet sie ihr ein Zeichen zu geben, wenn sie nicht sehen, wie voll der Rucksack gerade ist. Das neue Geheimwort wird „Kirschkernmond“ – so wie das Kirschkernkissen, dass ihre Mama zur Wiedergutmachung mit ins Bett gebracht hat.

Bewertung

Zunächst zur Geschichte: Die Familiensituation am Abendessen. Wie schön, dass die Familie gemeinsam isst und dies im Bilderbuch dargestellt wird. Es ist zwischenzeitlich nicht mehr für alle Kinder Realität, wäre aber für den Zusammenhalt der Familie und die Esskultur wünschenswert.
Die Eltern reagieren auf Matildas Gefühlsausbruch zunächst verständnisvoll, haben aber – es ist Abend – auch nicht mehr allzu viel Geduld übrig. Auch dies halte ich für sehr realitätsnah. Sie fahren über ihre Bedürfnisse hinweg – finden den Fehler aber sehr schnell, entschuldigen sich und versuchen die Situation gemeinsam zu lösen. Sowohl Papa, als auch Mama sind involviert und in der Verantwortung.
Die Geschichte, die ihre Mama erzählt ist eine Art mit den Herausforderungen umzugehen, die so manche Tage mit sich bringen. Schön, dass sie eine gemeinsame Lösung finden. Durch das Mitbringen des Kirschkernmondes zeigt ihre Mama schon symbolisch, dass sie weiß, was Matilda braucht: Wärme und Geborgenheit. Dies ist oft das Bedürfnis, dass die Kinder nicht ausdrücken können.
Diese Geschichte zeigt sowohl Kindern, wie auch Eltern, dass es in allen Beziehungen Hochs und Tiefs gibt. Wichtig ist, dass wir lernen gut damit umzugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Vielleicht ist die Geschichte eine Bilderbuchgeschichte, wie es insgesamt laufen sollte.. vielleicht gelingt das nicht in allen Familien, in allen Situationen – aber es ist erstrebenswert.
Die Illustrationen zeichnen (ähnlich der Geschichte) das Bild der perfekten Ramafamilie in der Konstellation Mann / Frau / Mädchen / Junge: Es liegen keine Mobiltelefone herum – überhaupt keine Medien – weder Fernseher noch Bücher. Die Sachen, die irgendwie noch rumstehen oder liegen, tun dies bestenfalls, um von der perfekten Familie abzulenken.
Also Ja, ein bisschen Kritik: Ich hätte mir hier – entgegen der Geschichte – mehr Mut zur Realität gewünscht: Wo sind die Ecken, in denen sich aller Ramsch sammelt, wo ist der Nudeltopf? Wie wenig kann überhaupt auf einem Tisch stehen?
Und liebe Verlage: Könnten endlich mal wieder unterschiedliche Geschwisterkonstellationen vorkommen? Zwillinge, Drei – Vier – Fünf Kinder, Einzelkinder?

Mein Fazit ist aber: Das Bilderbuch greift sehr gut auf, wie sich Kinder nach einem langen Tag fühlen können und wie wir als Erwachsene damit umgehen sollten. Wir wünschen uns doch eigentlich, dass unsere Kinder ihre Gefühle ausdrücken und Bedürfnisse äußern können – auf diesem Weg kann die Geschichte ein gutes Beispiel sein.

Illustration: Stella Eich © Jupitermond Verlag

Pädagogische Vermittlung

Das Bilderbuch eignet sich sehr gut, wenn (mal wieder) das Thema Gefühle aufgegriffen wird. Wer kennt es nicht, nach einem langen Tag an dem viel Schief lief, traurig und missmutig zu sein?
Die Kinder, mit denen ich die Geschichte gelesen habe, waren zunächst ratlos – was hat Matilda? Aber als die Geschichte weiterging, wurden sie nachdenklich und lenkten ein, dass sie dieses Gefühl schon kennen.
In der Kindertagesstätte würde ich zur Verbildlichung vielleicht auch einen Rucksack und ein paar Steine mitbringen. Jedes Kind darf sich überlegen, ob sie sich an eine Situation erinnern, die sich schwer wie ein Stein anfühlte. Dann beladen wir den Rucksack mit einem moderaten Gewicht. Die Kinder dürfen ihn anprobieren und besprechen, wie sich der Rucksack voll schwieriger Situationen anfühlt. Wie sollen wir in der Kita damit umgehen, wenn jemanden viele kleine Streitigkeiten belasten?
Zum Bilderbuch passen würden auch Knautschbälle, die man in den Händen drücken kann, um seinen Gefühlen Raum zu geben. Vielleicht könnte die Kindertagesstätte aber auch einen schönen weichen Kirschkernmond anschaffen.

Kirschkernmond
Autorin: Vivien Thieringer
Illustratorin: Stella Eich
Jupiter Mond, 2023
ISBN: 978-3-949239-17-5
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

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