Kopfüber durch die Nacht

Inhalt
Henry kann nicht schlafen. Zu viel war tagsüber los und dann fällt ihm auch noch ein, dass er die Kaninchen der Nachbarn füttern muss. Seine Eltern sind aus und sein Babysitter schläft auf der Couch. Er schleicht sich an ihm vorbei. Als die Tür ins Schloß fällt, bemerkt er, dass er die Schlüssel vergessen hat. Da der Babysitter das Klopfen nicht hört, macht er sich auf Hilfe zu suchen und eine abenteuerliche Nachtwanderung beginnt…
Bewertung
Rüdiger Bertram hat sich eine spannende Geschichte ausgedacht, bei der der mutige Henry unbedarft und zuversichtlich durch die Nacht schreitet und auf Menschen trifft, die freundlich sind, ihren Job sehr ernst nehmen und sich nicht allzu sehr um einen herumstreunenden kleinen Jungen kümmern.
Henry darf mit zur Tankstelle spazieren, mit der Feuerwehr zum Einsatz fahren, ein Taxi nehmen… etc. Gut für uns Leser*innen, denn es ist spannend und faszinierend, wen Henry nachts trifft und welche Menschen nachts ihre Arbeit verrichten.
Ähnlich, wie in „Durch die ganze Nacht“ lernen die Leserinnen unterschiedliche Berufe kennen, die nachts ausgeübt werden müssen. In dieser Geschichte ist allerdings weniger Sache und mehr Spannung, denn wenn Henry keine Lust mehr zu Warten hat, geht er einfach weiter in die nächste geöffnete Tür.
Als erwachsene Leserin wartete ich immer auf die Auflösung, die ich an dieser Stelle nicht verraten möchte. Nur so viel: Gewundert hat mich, dass Henrys Eltern feiern als ob es kein Morgen gäbe – sie sehen allerdings aus, als kämen sie frisch von einer gesitteten Gesprächsrunde.
Mir gefallen die Bilder von Katja Gehrmann. Der verstrubbelte Henry läuft mit seinem karierten Schlafanzug und seinem weißen Kaninchen von Ort zu Ort und macht stets eine abwartend, zuversichtliche Miene. Wir beobachten ihn teils, aus der Normal- und teils aus der Vogelperspektive, finden ihn aber immer leicht.
Im Kinderzimmer, im Hausflur und auf der Party finden wir stets ein paar Sachen die rumliegen, so wie das in jeder normalen Wohnung der Fall wäre.
Fazit: „Kopfüber durch die Nacht“ ist eine abenteuerliche Gute-Nacht-Geschichte über einen kleinen neugierigen Helden, der sich nicht beirren lässt.
Pädagogische Vermittlung
Da das Bilderbuch einigermaßen viel Text hat, hätte ich zwei Varianten zum Vorstellen:
Als Einstieg greife ich zu unseren Sprachmaterialien, aus dem Sprachturm, und lege eine der Figuren auf das Bett, decke es ordentlich zu und lege ein kleines Kuscheltier hinzu. Die kleine Szene baue ich auf einem Tuch in der Mitte auf. Ich erkläre den Kindern, das die Figur Henry heißt und eigentlich schlafen sollte. Wir sprechen über das Einschlafen und Aufwachen und was uns manchmal vom Schlafen abhält. Danach hören wir die Geschichte:
a) Ich nehme eine Gruppe größerer Kinder (5-6 Jahre). Wir lesen gemeinsam die Geschichte und sprechen über die unterschiedlichen Figuren und was sie nachts zu tun haben. Wir überlegen gemeinsam, ob wir jemanden kennen, der nachts arbeitet. Wie es wohl ist, als (z.B.) Krankenpflegerin zu arbeiten? Welche Aufgaben hat man nachts? Wie viele Pflegerinnen sind noch da?
Vielleicht können wir an unterschiedliche Menschen Fragen richten, die sie uns schriftlich oder mündlich beantworten können.
b) Wenn ich das Bilderbuch mit Kindern im Kreis besprechen / lesen wollte, würde ich es mit den Kindern gemeinsam betrachten. Wir erschließen uns die Geschichte anhand der Bilder. Dies ist gut möglich, da die Geschichte eine einfache Reihenfolge verfolgt und die Bilder aussagekräftig sind.
Tatsächlich würde ich in beiden Fällen einmal nachfragen, wie die Kinder sich selbst einschätzen würden: Könnten Sie so furchtlos durch die Gegend gehen? Was hätte Henry noch tun können/ sollen, damit er wieder in die Wohnung kommt?
Noch mehr Bilderbücher zum Thema Nacht sind „Zwischen Tag und Nacht“, „Nachtlampenfieber“, oder „Die Erzählerin der Nacht“.

Autor: Rüdiger Bertram
Illustratorin: Katja Gehrmann
Tulipan, 2025
ISBN: 978-3-86429-636-9
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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