Papas Seele hat Schnupfen – Jubiläumsausgabe

Inhalt
Neles Familie zählt seit Generationen zu den besten Seilartisten der Welt. Ihr Zuhause ist der Zirkus – eine fröhliche und bunte Gemeinschaft. Doch alles ändert sich, als Papas Seele „Schnupfen“ bekommt und er anders wird: trauriger, schwächer. Nele erlebt, wie Depressionen einen Menschen, sein ganzen Umfeld und die eigenen Gefühle beeinflussen können. Aber sie erfährt auch, dass es Hilfe gibt und einen Weg aus der Depression – auch wenn dieser nicht immer leicht ist.
Bewertung
Auf einfühlsame Weise lässt uns Gliemann an Neles Erlebnissen und Empfindungen teilhaben, während das Kind mit der Erkrankung ihres Vates konfrontiert wird. Erst schafft dieser es nicht mehr aufzustehen, wird immer trauriger und schließlich kann er nicht mehr als Seilartist arbeiten – er bricht zusammen. Es werden also mögliche Symptome einer Depression am Beispiel des Vaters eindrücklich und nachvollziehbar dargestellt, zugleich aber auch kindgerecht. Der Titel des Buches ist das beste Beispiel dafür. Ebenso verhält es sich mit Neles Gefühlen, die von Hilflosigkeit und Scham, bis hin zu Wut reichen. Diese Empfindungen werden thematisiert und dadurch wiederum enttabuisiert, ebenso wie die Depression als Erkrankung an sich. Ein wichtiges Thema, denn laut der Deutschen Depressionsliga sind mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland von dieser Krankheit betroffen.
Die Illustrationen von Faichney sind bereits für sich genommen berührend und ausdrucksstark. Gemeinsam mit dem Text ermöglichen sie es den Leser*innen, sich noch besser in Nele hineinzuversetzen.
Der Fokus des Buches liegt jedoch nicht alleine auf der Krankheit, sondern auch auf der Hoffnung – der Hoffnung auf Besserung. Auf Hilfe zum Beispiel durch Fachpersonen oder ein verständnisvolles Umfeld. In Neles Fall repräsentiert durch den gar nicht so dummen August. Es wird deutlich, dass es Wege aus der Depression gibt, auch wenn diese holprig oder mit Rückschritten verbunden sein können.
Angehörige, Freundeskreis, betroffene Personen – dieses Buch spricht nicht nur Kinder an, Menschen verschiedensten Alters. Es kann dabei helfen, Worte zu finden, aufzuklären und sich verstanden zu fühlen. Der Jubiläumsausgabe zum zehnjährigen Bestehen der Geschichte gelingt dies besonders gut durch den neu angefügten Anhang. Hier kommen nicht nur verschiedene Fachverbände und Krankenkassen zu Wort, sondern auch Angehörige und Betroffene. Zudem werden anschaulich medizinische Hintergründe erläutert und Hilfsangebote vorgestellt.
Ob direkt oder indirekt von Depressionen betroffen oder nicht, das Buch ist eine große Leseempfehlung.
Vermittlung
… im familiären Umfeld
Ob Erwachsene oder Kinder, Abgehörige oder betroffene Personen, dieses Buch ist für alle, die mit Depresionen zu tun haben. Es kann helfen, die Erkrankung für Kinder verständlich zu thematisieren. Erwachsene können es nutzen, wenn ihnen selbst die Worte fehlen.
… im pädagogischen Umfeld
Die Autorin hat gemeinsam mit anderen Fachpersonen ergänzendes Material für den Schulunterricht entwickelt. Außerdem gibt es weitere Bücher, die sich vertiefend mit der Thematik beschäftigen und solche, die für jüngere Kinder geeignet sind.
Neles Geschichte kann genutzt werden, um nicht nur Depressionen zu thematisieren, sondern auch Gefühle allgemein – zum Beispiel Traurigkeit. Welche Gefühle gibt es? Wie fühlen sie sich an? Wie kann ich Hilfe holen, wenn meine Gefühle zu überwältigend sind? Warum ist es wichtig Gefühle zu kennen, zu benennen und zu kommunizieren?
Weitere Bücher, die sich mit Depressionen beschäftigen, werden im Beitrag Traurigkeit und Depression im Bilderbuch vorgestellt, wie beispielsweise Der rote Baum.

Jubiläumsausgabe
Autorin: Claudia Gliemann
Illustratorin: Nadia Faichney
Monterosa, 2024
ISBN: 978-3-942640-21-3
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