Wolf Grau hat gute Laune

Inhhalt
Der graue Wolf erwacht gut gelaunt und begibt sich voller Tatendrang auf die Suche nach einer Mahlzeit. Er trifft im Laufe des Tages auch viele verschiedene Tiere, doch von jedem einzelnen wird er ausgetrickt. Am Ende des Tages hat er mehrere Blessuren, einen immer noch leeren Magen und keine gute Laune mehr. Immerhin weiß er nun, dass es Tage gibt, an denen man doch lieber im Bett bleiben sollte.
Bewertung
Wolf Grau ist der sympathische Antiheld dieser Geschichte. Zwar will er alle Tiere auffressen, dennoch empfindet man Mitleid mit ihm. Nicht genug, dass alle Tiere schlauer sind, ihn austricksen und sein Magen leer bleibt. Am Ende hat er auch mehrere Verletzungen, seine gute Laune und sein Selbstwert ( „(…), ich bin der Schönste und Sträkste!“) sind dahin. Die anderen Tiere wirken gelassen im Angesicht des Wolfes und zeigen, dass ein kluger Kopf mehr wert sein kann als bloße Stärke.
Bizouernes humorvolle Erzählung wird durch Badels Illustrationen perfekt in Szene gesetzt. Der Wolf wiederholt nach jedem erfolglosen Versuch zu essen seine Vielzahl an Blessuren, was dazu anregt mitzusprechen. Die Anzahl an Verletzungen, so tragisch sie für den Wolf auch sein mögen, sorgen für Erheiterung. Dieser Wiederspruch zwischen dem „bösen Wolf, der die armen Tiere essen will“ und dem „armen Wolf, der so viel durch machen muss“ ist ein interessanter Widerspruch, der einlädt darüber zu sprechen.
Ein Buch, dass sowohl lustig ist, als auch zu guten Gesprächen einladen kann.
Erfahrung im pädagogischen Kontext
Ich habe die Geschichte im Garten vorgelesen, es war kein vorbereitetes Angebot für eine bestimmte Gruppe. Letzten Endes haben ca. zehn Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren zugehört. Beim Vorlesen bietet es sich an den Tieren jeweils unterschiedliche Stimmen zu verleihen, evtl. Tierlaute einzubauen. Den Wolf habe ich versucht cool und selbstbewusst vorzulesen.
Die Kinder haben mitgefiebert und waren anfangs sehr erstaunt, dass das erste Tier sich vom Wolf essen lassen wollte. Die Begeisterung war groß, als klar war, dass der Wolf auf die Versprechungen hereingefallen ist. Seine zerbeulte Darstellung brachte alle zum Lachen. Irgenwann war klar, dass jedes Tier schlauer sein würde als der Wolf und die Kinder haben sich gefreut, dass sie das Buch „durchschaut“ hatten, z.B. „Ich weiß, dass er das Schwein nicht frisst. Das trickst ihn aus!“. Das ein oder andere Wort z.B. Testament, mussten wir klären: „Hat jemand von euch das Wort schon mal gehört?“
Aufgrund der Anzahl der Kinder habe ich weniger dialogisch vorgelesen. Dennoch habe ich die Kinder hin und wieder gefragt, was sie auf dem Bild sehen z.B. „Der Wolf geht näher an die Hufe vom Pferd ran und dann? Was passiert?“. Bei der Gruppengröße war das gerade noch machbar, denn das Buchformat und die Illustrationen sind groß genug.
Am Ende des Buches habe ich die wenig einfallsreiche Frage gestellt, wie den Kindern das Buch gefallen hat. Viele haben gesagt, dass es gut und lustig war. Besonders lustig war der verletzte Wolf und, dass alle Tiere schlauer waren. Einige Kinder haben gesagt, dass es traurig und gemein war, denn der Wolf wurde verletzt. Danach ist ein kurzes Gespräch darüber entstanden wer gemeiner war: Der Wolf oder die Tiere? Mit einer kleineren Gruppe, Alter 5-6, hätte man noch tiefer in diese Thematik einsteigen können. Auch könnte man darüber sprechen, weshalb so oft ein Wolf der Bösewicht ist und, wie Wölfe in freier Wildbahn leben.
Über richtig und falsch, gut und böse kann man auch nach der Lektüre folgender Bücher sprechen: Die Fabel von Fausto und Schneller Hase.

Autor: Gilles Bizouerne
Illustrator: Ronan Badel
Peter Hammer Verlag, 2025
ISBN: 978-3-7795-0775-8
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