Die lange Reise im Fahrstuhl

Inhalt

„Die lange Reise im Fahrstuhl“ beginnt schon im Vorsatz, in dem wir alle Personen entdecken, die den Fahrstuhl benutzen werden / möchten, außerdem werden ihre Herkunft, ihr Beruf und ihre Lebenssituation kurz vorgestellt. Familie Sahin wohnt zu fünft im 20. Stock eines Hochhauses, von dort aus sehen sie über die ganze Stadt. Jeden Morgen treten sie die lange Reise ins Erdgeschoss an und treffen dabei auf ihre Nachbarn. Sie kennen sich, grüßen, spielen, unterhalten sich und fahren gemeinsam nach unten. Die meisten Nachbarn in diesem Hochhaus haben einen Migrationshintergrund. Informationen zu ihren Ländern ziehren die Wände ihrer Stockwerke, darunter findet man Flaggen, die Verortung auf der Weltkarte, ein Wort oder Satz in ihrer Landessprache, berühmte Bauwerke, Tiere und Gegenstände ihres Herkunftslandes. Im 15. Stock steigt der Herr Professor van Dorn aus den Niederlanden mit einem Wäschekorb in den Aufzug, in dem der brasilanische Musiker mit seiner Ukulele spielt und die syrische Familie tanzt. Wer wohl als nächstes einsteigt?

Bewertung

Das Bilderbuch „Die lange Reise im Fahrstuhl“ erzählt keine lustige Geschichte, sondern möchte interkulturelles Zusammenleben positiv darstellen. Dieses Zusammenleben wird hier vordergründig auf  der Sachebene betrachtet, das zeigen die Hauswände mit den unterschiedlichen landesüblichen Bräuchen und Gegenständen und das Fehlen, des Haupthandlungsstrangs. Gleichzeitig finden im Fahrstuhl viele kleine Situationen statt, die Kinder und Erwachsene emotional ansprechen können, zum Entdecken und zur Identifikation einladen, was wiederum an die Art der Wimmelbücher erinnert.
Als Ort der Begegnung hat die Autorin den Fahrstuhl gewählt, in dem sich die Bewohner auf dem Weg nach unten treffen und gemeinsam in einen getrennten Tag starten. Dabei werden die Beziehungen der Hausbewohner untereinander und einige ihrer Eigenschaften deutlich. Teilweise unterstützt die Illustratorin mit ihren Zeichnungen Stereotype, teilweise werden diese aber auch aufgebrochen. Die sehr heterogene Mischung der Nationalitäten und vor allem der Berufe entspricht wahrscheinlich nicht unbedingt der Realität in einem 20 stöckigen Hochhaus, gleichzeitig können sich viele Kinder unterschiedlicher Länder im Bilderbuch wiederfinden. Man kann dieses Bilderbuch sehr gut zum Anlass nehmen, mit Kindern über ihre Nationalitäten, Sprachen und Bräuche zu sprechen. Die Symbole und Zeichnungen an den Hauswänden laden dazu ein nachzufragen und erzählen zu lassen. Allerdings erscheinen mir diese manchmal etwas willkürlich angeordnet und ausgesucht. Vor allem die Tiere irritieren mich hier, da ich mir sicher bin, dass sich die Fauna von Österreich, Deutschland und den Niederlanden doch recht ähnelt.
Die beschriebenen Eigenschaften der Personen im Vorsatz finde ich toll, da sie so den Lesefluss nicht stören, aber gleichzeitig über die Personen und ihre Heterogenität informieren. Hier werden auch Minderheiten benannt, die sonst in Bilderbüchern selten einen Platz haben (Bsp. der alleinerziehende Lokführer aus Deutschland).

Pädagogische Vermittlung

Das Bilderbuch „Die lange Reise im Fahrstuhl“ biete ich den Kindern im Bücherregal an und beobachte, wer sich interessiert zeigt. Das Buch hat für mich den Zweck, Gespräche und Erzählungen anzuregen und daher bevorzuge ich es, mich darüber mit Kleingruppen intensiv auszutauschen. Wenn sie sich für die kleinen Handlungsstränge zwischen den Stockwerken interessieren, gehe ich auf diese ein und stelle Fragen zur Handlung: Warum streckt der Junge die Zunge raus? Wer hat angefangen? Was hat der ältere Herr dabei?
Interessieren sich die Kinder für die Herkunftssymbole, werden wir darüber reden: Aus welchem Land kommt Frau Sahin / Frau Kovacz? Erkennst Du einen Gegenstand an der Wand? Hast Du so ein Instrument schon mal gesehen?

Die lange Reise im Fahrstuhl
Autorin: Isabel Acker
Illustratorin: Eva Künzel
Alibri, 2019
ISBN: 978-3-86569-264-1

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