Der Frieden ist ausgebrochen

Inhalt

In einem Dialog erörtern Vater und Tochter, dass der Frieden ausgebrochen ist und mit seinen Freundinnen „Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe“ eine große Party feiert. Das Gespräch geht weiter, denn leider platzt ab und an ein Krieg dazwischen und bringt die Freundinnen aus dem Gleichgewicht. Die Kriegparteien sehen sich im Recht. Sie sind unzufrieden und möchten ein anderes Land angreifen, dann wird geschossen und gekämpft. Viele Politiker:innen bemühen sich um Lösungen, doch wenn die nicht helfen, bricht ein Krieg aus. Da Kriege alles zerstören, kommen Menschen als Flüchtlinge in unser Land. Wie können Kriege beendet werden? Das ist schwierig, aber möglich. Zunächst muss es Friedensverträge geben, dann muss der Hass aufhören. Dabei sind Kinder besonders gut, im Verzeihen. Denn Sie wissen, wie sich echter Frieden anfühlt.

Bewertung

Dieses Bilderbuch spricht die Kinder und Erwachsenen auf unterschiedlichen Ebenen an. Zunächst geht es darum, dass Vater und Tochter in einem Dialog sind, der auf Augenhöhe stattfindet. Dabei werden nicht alle Gedanken immer weiter gesponnen, sondern das Gespräch durch unterschiedliche Aspekte erweitert. Am Ende wird das Kind ermutigt, dass gerade Kinder zu den Menschen gehören, die den Frieden ausbrechen lassen können: Es endet hoffnungsvoll.
Auf der inhaltlichen Ebene werden den Rezeipent*innen Frieden, zu dessen Grundpfeilern: Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe gehören, und Krieg, Ursachen und Folgen erklärt. Krieg wird ganz klar negativ bewertet, der Autor greift hier auf ein berühmtes Zitat Helmut Schmidts zurück (Siehe rechts unten).

Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“

Helmut Schmidt

Das Gespräch zwischen Vater und Tochter versucht nicht zu detailliert, aber ohne Beschönigung Krieg zu beschreiben und sagt aus, dass es sehr schwierig ist, einen Frieden zu erreichen.
Wertvoll finde ich, dass Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe als beste Freundinnen des Friedens auftreten. Denn gerade an der Gerechtigkeit lässt sich auch in unserem Alltag arbeiten, in dem Sexismus, Kinderarmut oder Rassismus immer wieder eine Rolle spielen.
Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass Kinder direkt nachfragen, ob Menschen getötet werden, Kinder keine Eltern mehr haben etc. Kinder berühren solche Schreckensbotschaften, daher glaube ich kaum, dass Sie den Text so stehen lassen würden.
Ich sehe das Bilderbuch als Angebot, sich gemeinsam mit seinen Kindern und den Fragen, der Protagonistin dem Thema Krieg anzunähern, dass nach dem erneuten Aufflammen des Nah Ost Konflikts und den Debatten um die Flüchtlinge auch dieses Jahr noch aktuell ist.
Die Bilder von Verena Wugeditsch zeigen in warmen Farben ein Heim auf dem Land, dass vom Krieg weit weg zu sein scheint, wenn das Gespräch sich wandelt, werden die Seiten dunkler. Wir sehen Soldaten mit geschulterten Gewehren, schutzsuchende Personen, die eine Landstraße langziehen und ein Haus, das von einer Bombe zerstört wird. Bilder, die uns bewegen können, aber wahrscheinlich weniger schockieren als Nachrichtensendungen für Erwachsene. Insofern hat sie das Anliegen von Willi Wetzel, nämlich mit seinen Kindern ins Gespräch zu kommen durch ihre Bilder unterstützt. Die Idylle, Vater und Tochter in engem Kontakt, in einer superschönen Wohnung, erinnern sehr an Frieden und in gewisser Weise auch an Privilegien, die nur einen kleinen Teil der Kinder genießen können.

Pädagogische Vermittlung

Viele Erwachsene sind überfordert, verstört oder sprachlos, ob der gewaltvollen Nachrichten, die uns aus den Krisengebieten dieser Welt erreichen. Wir wünschen uns für unsere Kinder und alle Kinder dieser Welt ein friedvolles Miteinander.
Immer wieder treffe ich auf Menschen, die der Meinung sind, dass man diese Nachrichten von Kindern fernhalten solle. Dies erscheint mir in der heutigen Zeit, in denen Kinder Bilder in Medien aufnehmen, Nachrichten im Radio aufschnappen und mit uns zusammenleben, die von diesen Bildern bewegt werden, kaum möglich.
Es erscheint mir nicht richtig, die Kinder an Erwachsenennachrichten ungefiltert teilhaben zu lassen. Ich würde eher auf Formate wie „Logo“ zurückgreifen, wenn ich nicht selbst mit den Kindern über die Geschehnisse sprechen möchte.
Im pädagogischen Alltag würde ich immer abwarten, inwiefern die Nachrichten die Kinder beschäftigen. Wenn die Kinder spiegeln, dass sie die Ereignisse mitbekommen haben und sie sich sorgen, würde ich mit ihnen über ihre Gedanken sprechen. Falls es mehrere Kinder gibt, die darüber diskutieren, kann man „Der Frieden ist ausgebrochen“ gut einsetzen, um die richtigen Worte zu finden. Allerdings würde ich das Bilderbuch aufgrund der Textmenge bzw. Komplexität eher in der Grundschule einsetzen.

Der Frieden ist ausgebrochen
Autor: Willi Weitzel
Illustratorin: Verena Wugeditsch
Bohem, 2023
ISBN: 978-3-95939-216-7
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

*Affiliated link. Beim Kauf könnt ihr diese Seite durch eine kleine Provision unterstützen, ohne dass euch Mehrkosten entstehen. Lokal einkaufen, gewinnt immer. Zusätzliche Informationen und meine Einstellung dazu findet ihr hier.

Diesen Artikel ...