Gib mir mal die Hautfarbe!
Mit Kindern über Rassismus sprechen
Inhalt
Wie gelingt es Kinder antirassistisch zu erziehen? Wie können wir unsere eigenen Vorurteile reflektieren und eigene Privilegien / oder Nachteile erkennen? Das Autorinnenteam unterstützt alle Leser*innen durch Checklisten und Übungen ihre Rolle und Situation in unserer Gesellschaft zu erkennen und die Perspektive auf die Rolle anderer Menschen zu lenken. Sie gehen ganz konkret darauf ein, wie die unterschiedlichen Benennungen von Schwarzen Menschen in Deutschland erlebt und bewertet werden; Welche Begriffe erwünscht sind und welche nicht. Die Autorinnen bringen Beispiele rassistischer Äußerungen, die viele von uns in dieser Form schon miterleben, oder hören konnten. Sie zeigen auf, was genau es ist, was uns in den Situationen vielleicht schon Bauchweh bereitete. Sie geben uns die nötigen Argumente an die Hand und ermutigen uns andere Menschen darauf hinzuweisen.
Weiter gehen sie darauf ein, was sie vom pädagogischen Personal in Kindertageseinrichtungen / Schulen erwarten. Sie weisen uns auf Traditionen hin, die Rassismen verfestigen. Impulse für Spiel- und Lernmaterialien können helfen, die Kinder mit dunkler Hautfarbe in der Entwicklung eines positiven Selbst zu unterstützen.
Sie erklären, wie wir die Thematik schon mit Kindern aufarbeiten können, so dass diese Rassismus und Privilegien früher erkennen und sich aktiv dagegen zu positionieren.
Bewertung
Für mich ist dieses Buch ein Schatz. Gerne würde ich ihn jedem in die Hand drücken, der sagt: „Heutzutage weiß man ja gar nicht mehr was man noch sagen darf!“. Dieses Buch liefert ganz konkrete Antworten und Handlungsanweisungen. Es bestärkt alle, die sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen möchten darin, dies auch weiterhin zu tun und nach außen zu tragen.
Was nicht ausbleibt, ist Betroffenheit und Scham. Wenn ich (Jahrgang 87) erkenne, wie viele rassistische Spiele oder Handlungen ich unüberlegt übernommen habe. Ich denke, das geht allen so, die sich mit der Thematik auseinandersetzten und ist ein wichtiges Gefühl, um die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft anzugehen.
Der kurze Exkurs in die Kolonialgeschichte ist berechtigt, da er den Ursprung unserer Weltsicht erklärt und einige wichtige Gedankenanstöße liefert. Leider liest er sich aber recht trocken. Für mich ist der große Gewinn dieses Buches tatsächlich das Ansprechen von Alltagssituationen, sowie die Positionierung des eigenen Selbst in den gesellschaftlichen Strukturen.
Die persönlichen Erfahrungen, die das Autorinnenteam preisgibt, geben uns einen Einblick, welche Mikroagressionen entstehen, wenn man mit dunkler Hautfarbe in Deutschland aufwächst, oder seine Kinder erzieht. Diese persönlichen Details berühren und bestärken zugleich. Sie helfen uns mit kommenden Situationen umzugehen und sich klar antirassistisch zu positionieren. Ich kann nichts für meine Privilegien, aber ich kann mich dafür einsetzen, dass die Privilegien anderer Menschen gestärkt werden und weniger Diskriminierung stattfindet.
Das Buch eröffnet auch öffentlichen Einrichtungen, wie Kindertageseinrichtungen oder Schulen auf was sie achten und mit welchen Lern- und Spielmaterialien sie ihre Mittel erweitern sollten um auch Schwarzen Kindern zu einem positiven Selbstbild zu verhelfen.
Gleichzeitig ermutigen uns die Autorinnen das Thema Rassismus, ähnlich wie andere „unangenehme“ Themen, mit den Kindern zu thematisieren. Dann müsste keine Generation mehr heranwachsen, die beschämend erkennt, wie sie zum strukturellen Rassismus in dieser Gesellschaft beigetragen hat und immer noch beiträgt.
Fazit: Eine sehr gelungene Lektüre für Pädagog*innen die bereit sind, sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen.
Mit Kindern über Rassismus sprechen
Autorinnen: Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar
Beltz, 2021
ISBN: 978-3-407-86689-9
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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