Marie und die Dinge des Lebens

Inhalt

Marie und ihre Oma sind sich in vielen Dingen sehr ähnlich. Sie lieben das Leben, sind Vorlaut und frech und können nicht abwarten. Gemeinsam klettern sie auf den Kirschbaum und schreien die Vögel an. Als die Oma stürzt, verändert sich ihre Beziehung. Die Oma ist nun in Pflege, nachdem sie endlich erwacht, kann sie weder gehen noch reden. Marie ist hoffnungsvoll, entgegen der Vorbehalte des Pflegepersonals pflastert sie das Krankenzimmer mit Bildern. Sie versteht ihre Oma und ärgert sich, wenn andere nur so tun als ob. Dann stirbt der Opa. „Marie war dabei, als ihre Mutter ihn fand, also brauchte niemand zu lügen.“ Marie sorgt dafür, dass ihre Oma sich verabschieden kann, denn Marie weiß, was ihr wichtig ist und sie weiß sich durchzusetzen.

Bewertung

Marie ist die Heldin dieser Geschichte. Das Mädchen ist mutig und Vorlaut, weiß aber auch sich einzufühlen in ihre kranke Oma. Sie erscheint weiser als die Erwachsenen, sie durchschaut sie: „Also brauchte niemand zu lügen.“. Sie ist aufgeweckt und mutig und setzt sich durch gegen kopfschüttelnde Pflegekräfte und alle anderen Erwachsenen. Die Leser*innen spüren das Feuer, was in ihr brennt. Der Text ist sehr schön formuliert und unterstreicht die wunderschönen Bilder, sowie Maries Charakter.
Die collagenartigen Illustrationen schwanken, zwischen erbarmungsloser Realität, der beinahe fotografischen Gesichter und der Phantasiewelt in welche die Protagonisten, nach dem Sturz der Oma tauchen. Die dunkle, triste Atmosphäre spiegelt den Einschnitt wieder. Die lachende, vorlaute Oma auf dem Kirschbaum ist nun ein Pflegefall, der vegetiert.
Das Bilderbuch kommt mir für manche Erwachsenen vielleicht zu real daher, wenn ich darüber nachdenke, dass der liebevolle Sensenmann in „Ente, Tod und Tulpe“ von Wolf Erlbruch manchen Fachkräften zu „krass“ für das kindliche Gemüt erscheint. „Marie und die Dinge des Lebens“ nimmt uns mit auf eine Reise, die wir ungern sehen möchten, die berührt und traurig macht. Doch es ist Maries Geschichte, Marie ist eine Heldin, denn sie sieht in ihrer Oma nicht den Verfall und den Abbau, sie sieht die Oma, die sie liebt.

Erfahrungswert

Dieses Bilderbuch ist für mich ein Elterntipp. Ich würde es tatsächlich nicht in der Kita oder Grundschule behandeln, da ich die Eltern nicht auf die Fragen vorbereiten könnte, die dieses Buch vielleicht mit sich bringt. Meine Tochter (3) liebt dieses Bilderbuch, sie interessiert der Abschied vom Opa, der nicht mehr lebt, und wie sich Marie für ihre Oma einsetzt. Durch meine Tochter konnte ich dieses Bilderbuch, das über ein Jahr auf dem Stapel lag, mit anderen Augen sehen. Nach dem zweiten Mal vorlesen, hatte ich die Tränen im Griff und nun verstehe ich, wie wunderbar ehrlich Marie sich dem Leben stellt.

Marie und die Dinge des Lebens
Autorin: Tine Mortier
Illustratorin: Kaatje Vermeire
Übersetzer: Rolf Erdorf
bohem, 2019
ISBN: 978-3-85581-542-5
Details und erhältlich* bei: Verlag

*Affiliated link. Beim Kauf könnt ihr diese Seite durch eine kleine Provision unterstützen, ohne dass euch Mehrkosten entstehen. Lokal einkaufen, gewinnt immer. Zusätzliche Informationen und meine Einstellung dazu findet ihr hier.

Diesen Artikel ...