Power to the princess

Inhalt

In „Power to the princess“ sind alte bekannte Märchen von Andersen und Grimm neu aufgelegt. Die Prinzessinnen sind mutig und stark und haben tausendundeine Idee die Welt zu verbessern. Wir lesen von homosexuellen Königen, die ihre Prinzessin (Dornröschen) adoptieren, Protagonist*innen aller Hautfarben und Stiefmüttern und Hexen, denen ihre Vergehen in den meisten Fällen verziehen wird. Denn im Märchenland arbeiten die Prinzessinen am Weltfrieden und versuchen durch konstruktive Lösungen zu überzeugen.

Bewertung

Zunächst ist es gewagt Märchen umzuschreiben, da sie sich ja durch ihre Merkmale und klaren Rollen charakterisieren. Allerdings ist es nicht unbegründet diese Rollen zu hinterfragen und als veraltet zu betrachten (Prinzessinnen werden von Prinzen erlöst). Die mangelnde Vielfalt der Märchen kann man zurecht kritisieren. Da das Buch „Power to the Princess“ von mehreren vertrauensvollen Blogger*innen empfohlen war, wollte ich es euch auch hier in unserem Märchenspezial vorstellen.

Mir und meiner Tochter gefallen die vielfältigen Illustrationen im Buch sehr gut. Die Märchen gehen in alle Richtungen – Politik, Architektur, Forschung. Wir sehen „coole“ Prinzessinnen, mit langen und kurzen Haaren, weiße wie Schwarze, Homos und Heteros. Leider wars das dann auch mit der Vielfalt. Alle Prinzessinnen haben eine Wespentaille und tragen Konfektionsgröße S und besondere Bedürfnisse (mit Ausnahme von Dornröschen, die an der Schlafkrankheit leidet) hat auch Keine.
Hört sich übertrieben an? In einem Buch, dass sich verbal so sehr bemüht, alle Menschen zu inkludieren, sollte vor Menschen mit Behinderung eigentlich nicht halt machen.
Sprachlich möchte sich das Buch von den üblichen Märchen abheben. Zwar beginnen die Geschichten mit Formeln und halten sich auch an das klassische Präteritum, jedoch finden sich einige Anglizismen und moderne Ausdrücken im Buch. Beispielsweise „Krass“ oder „Cool“.
Das könnte bei jungem Lesepublikum, dass die alten Märchen zur genüge kennt, sehr erfrischend wirken.

Meiner Ansicht nach leben Geschichten und Märchen von Spannung und Tabubruch. Nun lösen die intersektionellen Feministinnen in „Power to the Princess“ ihre Probleme meist durch Diskutieren, Überreden, in den Arm nehmen oder sie machen eine Ausbildung zur Nachwuchsförsterin. Die Spannungsbögen sind also eher flach.
Es ist schwierig, die Geschichten ernst zu nehmen und unterhaltsam zu finden, die Königreiche leben in vollendeter Harmonie, man fragt sich, warum es sich eigentlich noch um Königreiche handelt, da diese Hierarchie in die Geschichten nicht so recht passen möchte.

Power to the princess
Autorin: Vita Murrow
Illustratorin : Julia Bereciartu
Übersetzer_in: Birgit Niehaus
Carlsen, 2019
ISBN: 978-3-551-51908-5
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

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