Untenrum
Und wie sagst du?
Inhalt
Lo fragt ihren Papa, was Untenrum bedeutet. Ihr Papa gibt ihr Auskunft darüber und erklärt ihr, dass ihr Intimbereich, der Bereich ist, der nur ihr gehört. Er erklärt ihr, wie er seinen Penis nennt. Dabei unterscheidet er in „Profisprache“ und seinen eigenen Bezeichnungen. Auch die Mama schaltet sich in das Gespräch ein, welches über mehrere Situationen oder Tage fortgeführt wird. Lo hört von Vulvina, Klitoris, Penis und wie Spermium und Eizelle zu einem Kind werden.
Bewertung
Das Bilderbuch der beiden Sexualpädagog*innen Noa Lovis Peifer und Linu Lätitia Blatt geht nicht nur der Frage nach, wie Menschen ihre Geschlechtsorgane nennen, sondern auch, was mit ihnen passiert. So hören die Rezipent*innen von der Klitoris, von der Periode und auch, wie Babys entstehen. Eigentlich schauen wir Lo bei der Aufklärung, durch ihre Eltern zu. Und das Schöne ist: Die machen das total gut. Ihr Papa wird einmal rot, weil er peinlich berührt ist, die Mama stellt eine Puppengeburt mit Lo nach, die machen das hervorragend und wir dürfen zuschauen.
Am besten gefallen mir aber persönlich, die klaren Grenzen, die der Papa benennt: „(…) Solchen Quatsch mache ich nur, wenn niemand zuschaut, damit es anderen Menschen nicht unangenehm ist.“ und „Quatsch mit Untenrums ist nichts, was Kinder und Erwachsene zusammen machen.“
Das Autorenteam hat schöne Worte gefunden, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen.
Manchmal finde ich den Fokus zu sehr auf den unterschiedlichen Namen des Intimbereichs. Die Grundaussage, dass jeder seinen Intimbereich nennen darf, wie er mag, stimmt. Gleichzeitig wird durchaus in Frage gestellt, warum es für den Intimbereich, so viele lächerliche Wörter braucht, für Arme und Beine gibt es diese Kosenamen schließlich auch nicht. Aus diesem Grund würde ich im pädagogischen Kontext und auch im privaten die Profisprache verwenden. Im Bilderbuch wird sie auch „Profisprache“ genannt, was ich wiederum sehr schön finde!
Am Ende besucht die Familie mit Onte Stef den Nacktstrand – Onte Stef ist eine wichtige Bezugsperson von Lo, allerdings passt weder Tante, noch Onkel zu ihr, daher hat die Familie gemeinsam entschieden „Onte“ zu sagen – auch hier lebt die Familie vorbildhaft vor, wie wir damit umgehen können, wenn sich Menschen keinem sozialen Geschlecht zugehörig fühlen.
Lo ist weder als Mädchen noch als Junge benannt, Lo wird immer nur als Lo bezeichnet und kann daher auch nicht von uns zugeordnet werden. Das ist vor allem beim letzten Bild spannend, da Lo sich mit Spiegel und Lampe in ein Zelt verkriecht um ihr „Untenrum“ kennenzulernen. Dazu gibt es eine Anleitung für alle Kinder, die auch gerne ihren Intimbereich entdecken möchten.
Pädagogische Vermittlung
Dieses Bilderbuch würde ich allen Eltern empfehlen, die nach Aufklärungsliteratur fragen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, inwieweit ich es proaktiv in einer Gruppe einbringen würde. „Untenrum“ klärt über unterschiedliche Funktionen von Penis und Vulva auf und ich wäre mir unsicher, inwieweit ich den Eltern nicht vorweggreifen würde.
Natürlich beantworte ich Fragen der Kinder wahrheitsgemäß und kann auf Kommentare eingehen, ich wäre aber gehemmt von mir aus Impulse zu geben.
Ich freue mich über konstruktive Beiträge und Erfahrungsberichte: Wie geht ihr damit in der Kita um? Welche Erwartungen habt ihr an das pädagogisches Personal? Wo seht ihr Grenzen?
Und wie sagst du?
Autor*innen: Noa Lovis Peifer & Linu Lätitia Blatt
Illustratorin: Yayo Kawamura
Beltz und Gelberg, 2023
ISBN: 978-3-407-75711-1
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