Wem gehört der Schnee – eine Ringparabel

Inhalt

In Jerusalem schneit es nur sehr selten. Wenn es schneit, wundern sich die Kamele und die Kinder haben schulfrei. Schnell gehen Samir, Rafi und Mira nach draußen, um mit dem Schnee zu spielen. Sie kommen auf die Idee, den kostbaren Schnee untereinander aufzuteilen und beginnen einen Streit: Woher kommt er? Gott hat ihn gebracht, doch welcher Gott war es nun? Die drei Kinder packen den Schnee in ihre Taschen und gehen zu ihren jeweiligen Glaubensvertretern: Rabbi, Priester und Imam. Als sie dort ankommen, ist der Schnee geschmolzen. Rabbi, Priester und Imam sind sich einig: „Mit dem Schnee ist es, wie mit Gott, er lässt sich nicht festhalten und wenn man es versucht, verliert man ihn.“ Als sie wieder nach draußen gehen, ist auch dort der Schnee geschmolzen. Wann es wohl das nächste Mal schneit?

Bewertung

Diese Ringparabel ist eine Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessings Werk „Nathan der Weise“ und möchte auf kindgerechte Weise erklären, dass alle Religionen nebeneinander bestehen können, ohne sich gegenseitig anzugreifen oder den Rechtsanspruch geltend zu machen. So ruft das Bilderbuch zu Toleranz und Respekt gegenüber anderen Glaubensrichtungen auf. „Es ist so still. Es gibt genug Schnee für alle.“
Die Geschichte wird von collagen-artigen Illustrationen begleitet, welche den Text unterstützen und die Vielfalt Jerusalems realitätsnah zum Ausdruck bringen. Die unterschiedlichen Gruppierungen, die in Jerusalem zusammenleben, werden im Text benannt (Nonnen, Soldaten, Händler, Kinder).
Ein Bilderbuch, dass sich sehr gut für Ethik – und Religionsunterricht im Kindergarten und in der Grundschule eignet.

Pädagogische Vermittlung

„Wem gehört der Schnee?“ würde ich mit Vorschulkindern oder Grundschüler*innen thematisieren. Ich würde die pädagogische Vermittlung in zwei Einheiten planen. In der Ersten würden wir uns Jerusalem als Stadt anschauen: Wer lebt dort? Welche Religionen sind vertreten? Welche Religionen sind uns bekannt? Danach bauen wir die Stadt aus Bausteinen nach. In der zweiten Einheit würde ich mit den Kindern das Buch lesen. Während es schneit legen wir ein weißes Seidentuch über unsere Stadt aus Bauklötzen. Bevor die Antwort der drei Glaubensvertreter vorgelesen wird, frage ich die Kinder nach ihrer Einschätzung: Wem gehört denn nun der Schnee? Nach dem Lesen überlegen wir die genaue Bedeutung der Parabel: Niemand sollte seinen Gott als den Echten und Einzigen anpreisen, denn damit entfacht man Streit und zeigt genau dadurch, dass man nicht im Recht ist. Stattdessen sollte man die Gebote seines Glaubens befolgen, die einen anweisen Gutes zu tun. Nur so kann man zeigen, dass sein Glaube Frieden bringt.

Wem gehört der Schnee? Eine Ringparabel
Autorin: Antonie Schneider
Illustratorin: Pei-Yu Chang
NordSüd Verlag, 2019
ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-314-10420-6

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