Eine Wiese für alle
Inhalt
Ein schwarzes Schaf erreicht die Klippen. Die anderen Schafe haben Mitleid mit ihm. Sein Boot ist löchrig und es erzählt traurig, dass seine Familie von den Wölfen geholt wurde. Alle Schafe verstehen das große Leid. Doch als das schwarze Schaf um Hilfe bittet, verweigern sie diese. Die Ressourcen seien knapp und woher solle man auch wissen, dass es sich nicht um einen verkleideten Wolf handelt? Die Flut kommt, das Schaf geht unter, alle schauen weg, außer du.
Bewertung
Stell dir vor du bist ein Schaf… die Leser*innen werden in diesem Bilderbuch direkt angesprochen und zu einem Gedankenexperiment mitgenommen. Als Teil der Schafherde bekommen wir die Chance einzugreifen. Doch die Flut kommt, das Schaf versinkt und alle schauen weg. Die Seite ist schwarz, wie das geschlossene Auge, oder wie die Farbe, die Trauer und Tod symbolisiert. Ist es aus? Geht die Geschichte so zu Ende? Ungläubig starrt man auf die schwarze Seite.
Nein. Ein Aufatmen. Der Autor glaubt an das Gute in uns und lässt uns selbst das helfende Schaf sein, das sich über seine Herde hinwegsetzt. Zurück bleiben dankbare Leser*innen und Erwachsene, die sich beklommen fragen, wie mutig sie wirklich sind.
Dieses Bilderbuch stellt dar, worum es bei der Flüchtlingsfrage eigentlich geht: Um Menschen mit Gefühlen, mit Familien, die sie zurücklassen mussten. Wer würde einem Menschen Hilfe verwehren, dem solches Leid widerfahren ist?
In „Eine Wiese für alle“ sind die Menschen, um die es geht, als Schafe dargestellt. Warum? Normalerweise finde ich es schwierig, zur Darstellung aktueller politischer und gesellschaftlicher Probleme auf Tiere zurückzugreifen. In diesem Fall bewerte ich es positiv. Es schafft genügend Distanz, um die Szenen mit einem gewissen Abstand anzuschauen und ist zugleich nah genug, um sich in das verlorene Schaf einzufühlen. Die schwarzen Seiten erzielen so den gewünschten Kloß im Hals, den jeder haben sollte, wenn er ernsthaft über die Lage im Mittelmeer nachdenkt.
Eine gute Sache
Der Verlag möchte mit diesem Buch kein Geld verdienen. Daher spenden sie den gesamten Gewinn, der durch den Verkauf hereinkommt, an Gruppen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen. Helft alle mit! Kauft das Buch, verkauft es, sprecht darüber, rezensiert es, verschenkt es!
Pädagogische Vermittlung
Um dieses Bilderbuch zu lesen, teile ich die Gruppe (3,5 – 6 Jähriger) in zwei Gruppen mit großer Altersmischung. Grund dafür ist, dass die größeren Kinder mehr zu den Motiven des Nicht – Helfens und Helfens sagen können und so die unterschiedlichen Aspekte benannt werden. Weiter bleibt für die einzelnen Kinder mehr Zeit ihr Wissen einzubringen, wenn die Gruppe kleiner ist. Falls die Kinder von der aktuellen Flüchtlingslage berichten, würde ich dies aufgreifen und einordnen, wenn sie die Brücke nicht schlagen, würde ich es auch nicht tun. Das Bilderbuch verweist zwar eindeutig auf das Fluchtgeschehen, steht aber auch alleine als Geschichte da, die uns ethische Richtlinien weist.
Autor: Hans-Christian Schmidt
Illustrator: Andreas Német
Klett Kinderbuch, 2020
ISBN: 978-3-95470-242-8
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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