Ich und meine Angst
Auf Buchwegweiser geht es dieser Tage viel, um das Thema „Aufbrechen und Ankommen“. Wir alle suchen unseren Platz in der Welt, manche müssen sich dabei in große Gefahr begeben, andere sind örtlich zwar angekommen, finden sich aber trotzdem immer wieder in neuen Situationen wieder. Wir suchen unseren Platz, positionieren uns und suchen nach Anerkennung und Wertschätzung als Mensch. Diese Geschichte von Francesca Sanna erzählt genau davon:
Inhalt
Die Ich- Erzählerin berichtet von ihrem kleinen Geheimnis: ihrer Freundin der Angst. Diese begleitet sie auf ihren Abenteuern und beschützt sie vor Gefahren. Doch seit sie im neuen Land angekommen sind, ist die Angst gewachsen. Sie ist nicht mehr die angenehme Begleiterin, sondern schränkt das Mädchen in ihrem Handeln ein. Sie traut sich nichts mehr und fürchtet sich vor allem. Doch eines Tages sucht ein Junge Kontakt zu dem schüchternen Mädchen, sie spielen und ihre Angst wird kleiner. Plötzlich bemerkt sie, dass auch der Junge eine kleine Angst mit sich trägt.
Bewertung
„Ich und meine Angst“ zeigt den Kindern, dass es normal ist, Angst zu haben. Jeder Mensch fürchtet sich vor Etwas, das ist gesund und wichtig.
Die Angst, hier dargestellt, als ein kleines weißes Wesen, kann wenig oder viel Raum einnehmen, ist situativ und beeinflusst unser Handeln. Sie kann nützlich sein, in dem sie uns vor Gefahren warnt, aber auch blockierend oder einschränkend wirken. Das Mädchen in der Geschichte wird von dieser Angst gehemmt, auf andere zuzugehen, sie ist appetitlos und schläft schlecht. Erst als ein Junge es schafft, zu ihr durchzudringen, fordert das Mädchen die Kontrolle zurück. Bedeutsam ist auch die Entwicklung des Mädchens. In ihrer gewohnten Umgebung ist die Angst verhältnismäßig klein. Als sie in ein neues, fremdes Land zieht, wächst die Angst. Das Mädchen ist eingeschüchtert, in ihrer Angst gefangen. Doch nachdem sie einen Freund findet wird sie wieder zu einem fröhlichen Kind, dass seine Ängste akzeptiert und sie teilweise überwindet. Sie kann den Kindern als Identifikationsfigur dienen. Francesca Sanna hat mit diesem Bilderbuch einen kindgerechten Weg gefunden, die Angst als Teil von uns darzustellen, der als flexible Größe unser Leben begleitet.
Pädagogische Vermittlung
Mit diesem Bilderbuch würde ich unsere eigenen Ängste thematisieren. Die positiven Ängste, sollen neben den negativen Ängsten stehen. Hierfür trage ich den Kindern auf ihre eigene Angst als Figur (ca. so groß wie ein DIN-A5 Blatt) aufzuzeichnen und auszuschneiden. Dabei finde ich es wichtig, dass alle Ängste so vielfältig sein dürfen wie unsere Gruppe oder Klasse. Danach überlegen wir: In welchen Situationen hat uns die Angst vor einer Gefahr beschützt? Wann erleben wir die Angst als Einschränkung, wann als Hilfe? Wie reagiere ich, wenn die Angst mich packt? Wir überlegen gemeinsam, was die Angst in uns auslöst. Die Zitate der Kinder sammle ich und klebe sie mit unseren Ängsten auf ein Plakat, das ich gut sichtbar für die Eltern aufhänge. Jeder hat Ängste und über Ängste zu sprechen, heißt den ersten Schritt in Richtung Akzeptanz zu machen. Wer seine Angst akzeptieren kann, kann auch sich selbst mit seinen Schwächen akzeptieren.
Autorin und Illustratorin: Francesca Sanna
NordSüd, 2019
ISBN: 978-3-314-10471-8
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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