Nachtlampenfieber

Inhalt

Endlich darf Luzie zum ersten Mal bei ihrer Oma übernachten. Sie freut sich riesig darauf. Oma und Luzie essen gemeinsam vor dem Fernseher und trinken Apfelsaft. Oma sieht im Nachthemd ganz schön komisch aus, findet Luzie. Als sie im Bett liegt und die Schatten wandern und sie den nächtlichen Geräuschen lauscht, wird ihr ganz schön mulmig, doch das eigentliche Problem hat die Oma: Sie hat Nachtlampenfieber – wie gut, dass man dagegen etwas tun kann und beide am Ende doch vom Traumexpress abgeholt werden.

Bewertung

Dieses Bilderbuch hat so einige schöne Aspekte. Ich beginne mit dem Aussehen von Luzie. Sie ist nicht eben schlang, hat richtig kurze Haare und träg eine Ringelleggins über dem Jeanskleid – Sie ist, wie viele Mädchen in ihrem Alter, die sich sonst eher selten in Bilderbüchern zu sehen bekommen. Die fröhliche Oma freut sich mindestens genau so sehr über den aufregenden Besuch, wie Luzie. Sie geht liebevoll auf ihre Enkelin ein und kann ihre Ängste und Bedenken sehr gut abfedern.
Als sie bemerkt, dass Luzie nicht einschlafen kann, geht sie zu ihr rüber und sagt, dass sie nicht einschlafen kann. Luzie diagnostiziert „Nachtlampenfieber“ und schlägt vor eine heiße Einschlafmilch zu trinken: Sie wird wieder zur handelnden Person, die ihre Angst überwinden kann.
Die Entwicklungsaufgabe „alleine woanders übernachten“ ist ein aufregender Schritt für alle Beteiligten. Manche Kinder übernachten schon sehr früh bei Oma und Opa, andere erst später, oder gar nicht alleine, je nachdem, wo Oma und Opa wohnen.
Die erste Nacht ohne Mama und Papa ist für alle ein großer Schritt. Hier im Buch wird aufgegriffen, dass sich die Mama so komisch verabschiedet und auch die Oma scheint recht aufgeregt: Ob das wohl gut gehen wird? – Diese Stimmung bei allen Beteiligten hat Stephanie Schneider perfekt aufgegriffen.
Die Illustrationen sind unheimlich liebevoll und detailliert. So bekommen wir Einblick in das diverse Viertel, in dem die Oma wohnt und sehen auch, welche Jugendposter die Mama in ihrem Zimmer hängen hatte. Eines der Vorlesebücher hat kyrillische (?) Buchstaben, so dass wir evtl. einen Migrationshintergrund bei der Oma vermuten könnten – nicht müssen. Diese kleinen Details zeigen uns, dass wir in einer transkulturellen Gesellschaft angekommen sind.
Weiter bewegt sich der Hintergrund je nach Laune oder Szene. Die gelbe S-Bahn durchkreuzt die Doppelseite als Drache und entfernt sich langsam, als die Oma hinzukommt. Die Fernsehsendung schlägt sich als Schatten an der Wand nieder und auf dem Poster an der Wand verändert die Sängerin ihre Position. Die Hühner der Lampe wandern durchs Zimmer und die Tiere aus dem Tierlexikon heraus. Die Kinder können auch beim wiederholten Mal schauen noch neue lustige Veränderungen entdecken, die nicht unbedingt mit der Geschichte zu tun haben, deren Entdeckungen aber immer wieder Freude bereiten.

Pädagogische Vermittlung

Dieses Bilderbuch könnte ich mir gut zur Bilderbuchbetrachtung mit den 4-6 Jährigen vorstellen. Wir könnten zunächst nachfragen, wer schon mal woanders übernachtet hat, vielleicht gibt es ja schon Profis? Was braucht man denn, um woanders gut übernachten zu können? Wo übernachten die Kinder am liebsten? Ich würde zunächst in die Thematik einsteigen. Danach betrachten wir das Bilderbuch im Dialog. Was den Kindern wohl auffällt?
Danach überlegen wir uns, ob uns noch andere Heilmethoden für „Nachtlampenfieber“ einfallen. Vielleicht den Teddy drücken? Oder eine Nachtwanderung? Jedes Kind darf auf Papier malen, was es selbst bräuchte, um Trost zu finden – Die Kinder reflektieren ihre eigenen Gefühle und denken sich Handlungsmöglichkeiten zur Regulation aus.

Nachtlampenfieber
Autorin: Stephanie Schneider
Illustratorin: Nele Palmtag
Beltz und Gelberg, 2022
ISBN: 978-3-407-75674-9
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

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