Dayos Reise
Inhalt
Dayo ist ein kleines, fröhliches Äffchen – doch er ist krank und die Flecken auf seinem Fell nehmen von Tag zu Tag deutlich zu. Er bricht zu einer Reise auf und fragt unterwegs jedes Tier nach einem möglichen Heilmittel. Viele Tierkinder schliessen Dayo ins Herz und machen sich mit ihm gemeinsam auf den Weg. Unterwegs wirft ihm der kleine Vogel Selassie Bananen zu, die ihn stärken sollen. Als sie bei den Löwen ankommen, bekommt er eine Medizin, nur leider hilft diese nicht. So suchen sie weiter. Inzwischen müssen sie Dayo tragen, da er schon zu schwach ist. Dann kommen sie zum weisen Elefanten, der ihnen leider erklären muss, dass es für Dayos Krankheit kein Heilmittel gibt. Traurig machen sich die Tierkinder, die mittlerweile Freunde geworden sind, auf den Rückweg. Dayos grosser Traum einmal fliegen zu können, ermöglichen nun seine Freunde und alle fahren gemeinsam mit einem Heißluftballon nach Hause. Dort erwartet ihn schon seine Mutter, die sehr traurig ist. Auf Kissen gebettet und im Kreise seiner Freunde stirbt Dayo und fliegt gen Himmel.
Bewertung
Das Bilderbuch Dayos Reise ist eines der wenigen Bücher, das eine unheilbare Krankheit eines Kindes thematisiert. Die Autorin und Illustratorin Natalie Hunziker hat es nach einem Praktikum auf der onkologischen Station in Zürich geschrieben und illustriert. Die Handlung als Reise auf der Suche nach dem Heilmittel und dem anschließenden Tod, birgt einige sehr gute Aspekte: Das Äffchen ist zunächst alleine unterwegs, es ist mit seiner Krankheit allein. Alle anderen sind sehr freundlich und mitfühlend, können ihm aber letztlich nichts abnehmen. Dayo trifft auf andere Kinder, die sehr gut mit seiner Situation zurechtkommen und unbedarft Hilfe anbieten. Kinder können auf schwerkranke Kinder oftmals leichter zugehen, da sie nicht von der gleichen Traurigkeit betroffen sind, wie Erwachsene. Dayo bekommt von dem kleinen Vogel stärkende Bananen zugeworfen, die ihm helfen, aber nicht heilen können. Auch das lässt sich einfach auf ein krankes Kind übertragen, bei dem Symptome zwar behandelt, aber die Ursache nicht geheilt werden kann. Die Löwenmedizin weckt neue Hoffnung, schmeckt aber scheußlich, Dayo trinkt sie trotzdem. Behandlungen und Untersuchungen sind anstrengend und schwierig, doch es wird alles versucht, um das Leben eines Kindes zu retten, die Kinder machen tapfer mit. Im Laufe der Geschichte wird Dayo immer schwächer und die Tierkinder beginnen sich Gedanken über den Abschied zu machen. Die gerechtfertigte Trauer wird als solche thematisiert und von den Tieren verbalisiert. Der letzte Wunsch wird Dayo erfüllt: Das Fliegen. Er kommt nach Hause und muss loslassen. Dann stirbt er im Kreis seiner Familie und Freunde. Der Himmel als Ort nach dem Tod, wird nicht allen Lesern zusprechen. Auch zitiert Natalie Hunziker auf der letzten Seite die Bergpredigt aus dem neuen Testament, die christliche LeserInnen ansprechen mag, aber für alle Anders- oder Nichtgläubigen ist der Schluss des Buches eher nicht gelungen.
Vermittlung
Es gehört sehr viel Kraft und Mut dazu, mit Kindern über die Krankheit und den etwaigen Tod eines anderen Kindes zu sprechen. Ein Bilderbuch kann hilfreich sein, um Kinder auf das Kommende vorzubereiten. Je nachdem, ob die Geschichte zur Situation passt, kann man sie auch einfach vorlesen und den Kindern überlassen, ob sie das Buch auf die eigene Situation beziehen. Nach dem Vorlesen sollte man offen für Fragen sein, allerdings die Kinder nicht zum Gespräch zwingen. Auf diese Weise kann man herausfinden, wie die Kinder mit der Situation umgehen können. Es mag sein, dass sie das Bilderbuch sehr gerne anschauen und viele Wiederholungen hören möchten, aber auch, dass sie dazu nicht bereit sind und sich verweigern. Hier sind eine gute Beobachtungsgabe und Sensibilität gefragt.
Weitere Bücher, die situativ hergenommen werden könnten, sind: „Ente, Tod und Tulpe„, – hier wird eine Krankheit mit anschließendem Tod thematisiert – und „Wohin gehst du, Opa?“ hier lernt die kleine Emmi, dass es viele Erklärungen für das Leben nach dem Tod gibt. Ein weiteres empfehlenswertes Buch wäre „Das Leben und ich“, in dem der Tod in Gestalt eines Mädchens auf schöne Art und Weise beschreibt, dass er zum Leben gehört.
Die Krebserkrankung des eigenen Kindes ist für die ganze Familie ein Schock und stellt eine große psychische und finanzielle Belastung dar. In der Wunschaktion im Rahmen der Kampagne „4 von 5“ von Kinderkrebs Schweiz können wir betroffenen Kindern einen Wunsch auf ihren Weg mitgeben und unsere Solidarität mit den Familien bekunden.
Dayos Reise
Autorin und Illustratorin: Natalie Tilla Hunziker
Selbstverlag, 2017
Erwerben könnt ihr das Buch hier.
*Affiliated link. Beim Kauf könnt ihr diese Seite durch eine kleine Provision unterstützen, ohne dass euch Mehrkosten entstehen. Lokal einkaufen, gewinnt immer. Zusätzliche Informationen und meine Einstellung dazu findet ihr hier.