Erzählkiste – Die Bienenkönigin

Für unseren 501sten Blogbeitrag möchten wir euch heute eine kreative Spielidee vorstellen: Eine Erzählkiste zu dem Märchen „Die Bienenkönigin, der Gebrüder Grimm. Eine Onlineversion des Märchens zum Nachlesen findet ihr hier.

Bild: Martina Leinweber

Der Märchenkarton

Als Erzählkiste dient in unserem Fall ein Aufklappkarton, der (ähnlich einem Puppenhaus) bestimmte Szenen darstellt. Das Märchen kann anhand dieses Kartons erzählt werden.
Wir haben einen Aufklappkarton genommen, genauso gut eignet sich ein klappbarer Schuhkarton. Den Karton haben wir zunächst weiß grundiert, so dass wir danach unser Märchenschloß aufmalen konnten, das den Bildhintergrund ausfüllt. Um den Waldboden nachzuahmen haben wir den Karton mit Moos aus dem Garten ausgekleidet.
Tatsächlich habe ich das „Konzept“ anhand folgender Fragen erstellt:
– Welche Orte sollen dargestellt sein? 1. Ameisenhaufen / 2. Ententeich / 3. Bienenstock / 4. Schloß
– Welche Figuren kommen vor? Drei Brüder / Ameistenkönigin, Ente, Bienenkönigin
– Welche Figuren sollen sich bewegen können? Drei Brüder
– Was soll im Hintergrund zu sehen sein? Das Schloß
– Welche Requisiten finden sich in der Natur? Moos / Stein als Tisch
– Welche Requisiten finden sich in unserer Kita / in unserem Haushalt? Puppenhausfiguren / Perlen / Schlüssel
– Wie können die Kinder bei der Gestaltung des Kartons involviert werden?

Mir ist wichtig, dass wir für den Märchenkarton nicht viel einkaufen müssen, da die Requisiten die wir nutzen nur für eine begrenzte Zeit genutzt werden und daher so offen und variabel wie möglich sein sollten. Der Karton wird nach geraumer Zeit anderweitig verwendet, so dass die Kinder auf die Idee kommen einen neuen zu gestalten.

Bild: Martina Leinweber

Basteln des Märchenkartons

Was ist das Ziel? Je nach Alter und Übung können Kinder eine Erzählkiste selbstständig konzipieren. Meine Tochter ist fünf Jahre alt, für uns war das Ziel gemeinsam Freude am kreativen Arbeiten zu haben und eigene Ideen umsetzen zu können. Ich habe ihr die drei Szenen erläutert: 1 x Wald (Grün) / 1 x Wasser (blau) und das Schloß im Hintergrund (meine Idee: Weiß). Meine Tochter startete natürlich mit ihrem Lieblingsmotiv: Dem Schloß. Ich hatte die Türme skizziert und ursprünglich eine Mauer mit Zinnen eingebaut. Meine Tochter änderte die Farbe und die Skizze ein wenig und erfreute sich am Glitzerpuder, den wir noch in den Untiefen des Bastelregals fanden.
Auch das Verzieren der Kiste mit Goldstift und Glitzersteinchen war eine große Freude, der sie mit viel Hingabe nachging.
Wenn ich die Erzählkiste mit den zukünftigen Schulkindern machen würde, würde ich wahrscheinlich die Aufgaben aufteilen: Jedes Kind dürfte einen Turm, eine Seite und ein wenig Verzieren.
Die Arbeit an der Erzählkiste kann alleine oder zu zweit stattfinden. Ich habe mich für Plakafarbe entschieden, da diese am besten deckt und kräftig ist, natürlich wäre es auch mit anderen Farben möglich.

Sich Märchen einprägen – und erzählen

Das Erzählen von Märchen ist Übungssache und sich die Handlungsstränge einzuprägen, benötigt Zeit. Doch wenn wir einen Schatz von drei – fünf Märchen in unserem Kopf dabei haben, kann so manche Wartezeit in Autostaus, Bahnfahrten oder Wartezimmern vereinfacht werden.
Dadurch, dass viele Märchen denselben Regeln und Abfolgen entsprechen (drei Wiederholungen / sieben Geißlein, sieben Raben etc.), sind sie dann doch recht gut zu merken. Wenn ich merke, dass es mir wirklich schwerfällt, mache ich eine kleine Skizze mit „Stichworten“. Beim ersten Erzählen nehme ich diese zur Sicherheit mit, so dass ich nichts vergesse.
Im Fall der Bienenkönigin heißen die Stichworte: Zwei Brüder – Kleinster – Ameisenhaufen – Ententeich – Bienenstock – Verzaubertes Schloß – Zwerg – Mahlzeit – Kammer – 1.Bruder – 2.Bruder – Kleinster – Perlen – Schlüssel – Sirup / Zucker / Honig


Mir ist wichtig, dass ich mich weitgehend an den Originalen orientiere. Hierbei geht es mir nicht so sehr um alte Begrifflichkeiten, wie mehr um das Zumuten der (meist drei) Wiederholungen und dem erzählen der Bestrafungen bzw. manch Grausamkeiten. Letztere faszinieren die Kinder und betonen am Ende die „gut/böse“ Kategorie.
Je nach Märchen bespreche ich mit meinen Kindern, was mich an dem Prinzessinenbild ärgert – manchmal überlegen wir gemeinsam, wie das Märchen anders laufen könnte.
Gerne greife ich auf Märchen zurück die nicht den Bekanntheitsgrad von „Aschenputtel“ haben.

Einführung des Märchens „Die Bienenkönigin“ mit einem Märchenbuch

Um ein Märchen einzuführen und selbst nochmal genau kennenzulernen greife ich gerne zu „Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat – die schönsten Märchen der Brüder Grimm“ illustriert von Julie Völk. In diesem Märchenband, der sehr schön gebunden und illustriert ist, finden wir durch das Lesebänden schnell zur gefragten bzw. wiederholt thematisierten Geschichte. In diesem Band finden sich die Üblichen, aber auch eher unbekannte Märchen der Gebrüder Grimm.
Die Märchen sind in einer schönen Sprache beschrieben, die meisten „Formeln“ sind enthalten und die etwaigen Grausamkeiten auch.
Ein weiteres Buch, das wir hier gerne verwenden ist „Meine wunderbare Märchenwelt in Erzählbildern“. An diesem Buch schätze ich, dass die Kinder hinterher das ganze Märchen anhand einer Bilderreihe nacherzählen können, allerdings sind in diesem tollen Band sehr viel weniger und vor allem bekannte Märchen enthalten.
Offensichtlich sollte ich mich noch ein wenig mit der Gattung des Kunstmärchens auseinandersetzen, vielleicht gibt es dazu etwas im 600sten Beitrag!
Zur Einführung eines Märchens lese ich es meist gemeinsam mit den Kindern. Wir machen uns eine gemütliche Atmosphäre mit Kissen und einer Kerze, so dass die Spannung steigt. Dann lese ich das Märchen vor. Falls es schon Wiederholungen gibt, die die Kinder mitsprechen können, fordere ich sie mit Blickkontakt dazu auf, mitzusprechen (z.B. „Ich bin so satt ich mag kein Blatt (Tischlein deck dich)).
Wenn wir ein Märchen wiederholt thematisieren versuche ich beim dritten Mal es frei zu Erzählen. Auf diese Weise prägen wir uns das Märchen besser ein und haben es fortan „griffbereit“, wann immer wir Freude daran haben. Außerdem lernen die Kinder so, dass Geschichten nicht nur gelesen, sondern auch vorgetragen werden können.

Bild: Martina Leinweber

Das Spiel mit der Erzählkiste

Nachdem wir das Märchen schon gemeinsam gelesen hatten, haben wir es wenige Tage später erneut mit der Erzählkiste kombiniert gehört. Ich habe erzählt und nebenbei die Kiste geöffnet. Wie von selbst griffen die Kinder direkt zu den Figuren und einigten sich, wer welche übernehmen darf. Sie führten die Figuren durch die unterschiedlichen Szenarien und sprachen schnell die Wiederholungen mit.
Leider waren sie nicht meiner Ansicht, was die notwendigen Figuren betraf: Als es weder Zwerg noch Prinzessinnen gab, reagierten Sie mit Unverständnis. Leider hatte ich auch noch nicht alle Requisiten bereit – die werden wir die nächsten Tage noch finden.
Wie schön, dann haben wir noch einen Grund mehr, die Erzählkiste erneut auszupacken. Mein Plan ist nun, das nächste Mal mit Zwerg und Prinzessin anzukommen und beim letzten Mal den Tisch, die Perlen und den Schlüssel zuzufügen.
Nach drei Wiederholungen sollten die Kinder die Erzählkiste eigenständig bespielen können.

Das Spiel mit der Erzählkiste ist offen: Sie können das Märchen nachspielen, müssen aber nicht. Falls sie das Märchen eigenständig in Aschenputtel, Froschkönig etc. abändern, können Sie dies tun. Vielleicht möchten sie aber auch eine neue Geschichte erfinden oder die Kiste bei Gelegenheit umgestalten, dies alles sollte möglich sein.
Das Ziel der Erzählkiste ist, dass die Kinder das Erzählen genießen und weiterentwickeln.



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