Als Mama einmal unsichtbar war

Inhalt

Diese rührende Geschichte erzählt von Hennie, deren Mama an Krebs erkrankt. Sie bemerkt es nur schleichend, als ob ihre Mama immer weniger wird – beinahe unsichtbar. Erst haben die Menschen um sie herum wenige Worte, dann hat ihre Mama weniger Kraft, die Haare fehlen und schließlich liegt Mama oft auf dem Sofa – an guten Tagen – oder im Bett – an schlechten Tagen. Einmal ist Hennie richtig wütend, dass ihre Mama nicht für sie da sein kann und die Situation ist, wie sie ist. Dann schreit sie ganz doll und ihre Mama kommt und weint gemeinsam mit ihr. Hennie gewöhnt sich aber auch daran und freut sich, als die Krebsmaschinen wieder weggeräumt werden und Mama und Hennie zur zum Spaß „unsichtbar“ spielen.

Bewertung

Dieses Bilderbuch greift so viele Aspekte auf, die eine schwere Erkrankung eines Familienmitgliedes ausmachen. Das berührt unheimlich und macht uns Erwachsenen das Betrachten manchmal schwer. Nun für wen ist dieses Bilderbuch? Für betroffene Familien, die den Moment erleben? Für Kinder, die nichts damit zu tun haben, damit sie sich ängstigen? Das sind erwachsene Gedanken, gedacht von einer Person, die niemandem zu Nahe treten möchte. Die Menschen, die Hennies Mama besuchen, haben keine Worte. Sie weinen oder sagen gar nichts. Das kommt daher, dass wir sehr schnell zu einer Gesellschaft des Fortschritts wurden, die sich wenig bis gar nicht mit dem Tod befassen möchte.
„Als Mama einmal unsichtbar war“ erschrickt wahrscheinlich die wenigsten Kinder, weil Kinder sehr gut mit Krankheit umgehen können – vor allem, wenn sie erstmal gar nicht betroffen sind. Sind sie betroffen, so können Sie vielleicht wie Hennie und ihre Mama einen Weg finden, damit umzugehen. Sie bekommen ein hoffnungsvolles Beispiel, wie der Krebs verlaufen kann und sie lernen, dass die Mama und auch das Kind Schwäche zeigen und zulassen darf. Der Zusammenbruch, die Verzweiflung und die Wut dürfen ihren Platz finden, das muss allen klar sein und vielleicht hilft es auch dem ein oder anderen Erwachsenen für sich Verhalten einzuordnen und Worte zu finden.
Der Text von Julia Rosenkranz ist sehr gut gelungen und wird von den Illustrationen Nele Palmtags wunderbar ergänzt. Wie in „Nachtlampenfieber“ versteht sie es perfekt, die beiden Hauptcharaktere als Team darzustellen, das sich gegenseitig stärkt und unterstützt.

Pädagogische Vermittlung

Ich freue mich darauf, dass Bilderbuch mit meinen Kindern zu lesen, weil ich weiß, dass es sie interessiert und sie gerne über schwierige Situationen wie Krankheit und Tod sprechen – weil sie es dürfen. In der Kita würde ich es eher mit älteren Kindern lesen und hier auch nur mit einer kleinen Gruppe. Mir wäre wichtig, dass den Kindern noch viel Zeit bleibt über ihre Eindrücke und Gefühle zu sprechen und ich würde den anderen Fachkräften und den Eltern mitteilen, dass wir dieses Bilderbuch gelesen haben, so dass sie sich auf etwaige Fragen einstellen können. Einige Kinder brauchen noch etwas Zeit, bis sie das Gelesene richtig verarbeitet und Fragen dazu entwickelt haben.

Als Mama einmal unsichtbar war
Autorin: Julia Rosenkranz
Illustratorin: Nele Palmtag
Klettkinderbuch, 2023
ISBN: 978-395-470-283-1
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

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