Der Tag, an dem ich den bösen Wolf verjagte

Der Tag an dem ich den bösen Wolf verjagte Buchcover

Inhalt

Charlotte möchte Paulas Freundin sein. Doch auf dem Schulhof wird Paula zum Wolf, ihre Worte zu spitzen Zähnen, die böse sind und gemein. Ein Kloß in Charlottes Bauch entsteht und wird immer größer. Wie kann sie den Wolf verjagen und das, ohne selbst zu einem zu werden?

Bewertung

Die Geschichte von Charlotte spielt sich im Schulkontext ab, kann aber auf den Kindergarten übertragen werden. Ehrlicher- und traurigerweise werden sich viele Kinder, Jugendliche und sogar Erwachsene mit dem Mädchen identifizieren können. Oder mit dem Wolfsrudel? Fakt ist, es ist eine Geschichte direkt aus dem Alltag. Sie zeigt auf, wie einem ohne ersichtlichen Grund die Rolle der gemobbten Person zugeschrieben wird und wie leicht man selbst zum Wolf werden kann, der andere mobbt. Javaux zeigt in ihrer Geschichte aber auch, dass man selbst eine Wahl hat, welche Rolle man einnimmt, gleichzeitig kann man die anderen, in diesem Fall Paula und ihr Rudel, nicht ändern. Man muss mutig sein, um sich gegen die anderen zu stellen, was im echten Leben ggf. etwas komplizierter ist, als hier geschildert. Aber leicht hat es das Mädchen im Buch auch nicht, das wird durch die Erzählung und besonders auch durch die Illustrationen deutlich. Erst ein offenes Gespräch mit ihrer Mutter hilft ihr weiter. Ebenso der Zusammenschluss mit anderen Kindern. Eine gute Gelegenheit, um mit Kindern zu thematisieren, was sie an Charlottes Stelle getan bzw. wen sie um Hilfe gebeten hätten. Auch die Gefühle und Handlungen der einzelnen Protagonist*innen und wie diese sich gegenseitig beeinflussen lassen sich toll mit Kindern besprechen. Charlottes kurzzeitiger Wechsel zum Wolf erlaubt den Leser*innen einen Perspektivwechsel und zeigt nochmal eindrücklicher welche Auswirkungen unsere Handlungen auf unsere eigenen Gefühle und die unserer Mitmenschen haben.

Massons Bilder unterstreichen anschaulich den Vergleich mit dem Wolf und seinem Rudel und spiegeln deutlich die Gefühle aller Beteiligten. Dabei werden nur wenige wichtige Details benutzt, die Farbpalette ist reduziert und die Zeichnungen zart koloriert. Selbst die Darstellung des Textes, mal in normaler Schriftgröße, mal dick, mal größer werdend usw., unterstreicht die jeweilige Stimmung des Bildes.

Charlottes eindrücklich erzählte Geschichte ist eine klare Empfehlung für alle, die mit Kindern die Themen Ausgrenzung und Mobbing besprechen möchten, sie dafür sensibilisieren und Handlungsstrategien erarbeiten.

Pädagogische Vermittlung

Hinführung

Ich werde das Buch mit Kindern im Vorschulalter gemeinsam lesen. Bevor wir starten, zeige ich ihnen ein Bild von einem Wolf:

  • Was ist das für ein Tier? (Wolf, Wildtier… )
  • Wie sieht ein Wolf aus? (Wichtig, für das Buch, der Hinweis auf die Zähne, die Ohren, Fellfarbe… )
  • Was isst ein Wolf?
  • Wie lebt ein Wolf? (Wir klären den Begriff Rudel, wo Wölfe leben…)

Einleitung zur Bilderbuchbetrachtung

„Ich möchte euch heute eine Geschichte vorlesen über einen Wolf und zwar einen bösen Wolf… Warum könnte der böse sein?“

Wir sammeln Ideen und merken uns diese, um unsere Vorstellung vom Wolf mit dem der Geschichte zu vergleichen.

Währenddessen…

Wie sieht der böse Wolf in der Geschichte aus? So wie unser Wolf?

Immer wieder lenke ich den Blick der Kinder auf die Protagonist*innen der Geschichte und ermutige sie zum Perspektivwechsel

  • Wie sieht Charlotte aus? Wie könnte sie sich fühlen?
  • Wie sieht Paula aus?
  • Paula hat ganz schön gemeine Sachen zu Charlotte gesagt. Wie könnte sie sich jetzt fühlen? Wie fühlst du dich, wenn jemand gemein zu dir ist?
  • Warum fällt es Charlotte schwer sich zu wehren?

Außerdem besprechen wir, welche Lösung Charlotte für sich findet und welche Ideen die Kinder haben, um sich selbst zu helfen bzw. Hilfe zu holen, sollten sie selbst in so einer Situation sein. Wichtig ist, dass wir auch zu Helfern werden können. Wir sammeln alle Ideen. Wir besprechen auch, wie wir im Kita-Alltag oder Zuhause Hilfe finden bzw. helfen können.

Es bietet sich an, im weiteren Verlauf der Kita-Woche weitere Bücher zu den Themen Ausgrenzung, Mobbing, sich wehren und Mut zu besprechen. Auf dem Blog finden sich auch einige Bücher dazu, zum Beispiel Du gehörst (nicht) dazu, Mika und das mutigste Mädchen und Ein Fingerhut voll Mut.

Der Tag an dem ich den bösen Wolf verjagte Buchcover
Der Tag, an dem ich den bösen Wolf verjagte
Autorin: Amélie Javaux
Illustratorin: Annick Masson
Übersetzerin: Odile Kennel
Kindermann Verlag, 2022
ISBN: 978-3-949276-10-1

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2 Antworten

  1. Kim sagt:

    Schöne Idee für ein Buch. Allerdings kommt in meiner Region der Wolf zurück, so dass ich es schwierig finde, diesen als böse und gefräßig darzustellen, um keine Angst zu schüren. Besser wäre ein Tier, was nicht bei uns lebt oder noch besser eine Fantasiefigur denke ich.
    Aber vermutlich bezieht sich der Wolfsgedanke auf die Giraffensprache ( welche man aber auch adaptieren könnte).
    Trotzdem danke für die ausführliche Beschreibung.

    • Anja Pfeifer sagt:

      Danke für deine Gedanken, die ich voll und ganz nachvollziehen kann! Auch ich habe eine Problem damit, dass der Wolf mal wieder als Buhmann herhalten muss. Umso wichtiger ist es deshalb davor/ danach mit den Kindern den echten Wolf bzw. das Tier zu thematisieren z.B. wann ist ein Wolf denn wirklich eine Bedrohung/ gefühlich für uns?