Die drei Favoriten 2021 von Martina
Lulu in der Mitte
Lulu hat zwei Geschwister: Kaspar, der tolle Ideen hat, eifrig Maschinen erfindet und als U-Boot durch die Badewanne taucht und Leonor, die Kleine, die wackelig durch die Wohnung krabbelt. Beide Geschwister ziehen durch ihre Aktivitäten die Aufmerksamkeit der Eltern und der Großmutter auf sich. Während die Oma viel kommentieren kann: „Guckt mal, wie elegant das Putzelchen steht!“ versuchen die Eltern irgendwie dem Familienchaos Herr zu werden. In diesem Durcheinander aus unterschiedlichen Tätigkeiten bewegt sich Lulu. Leise schneidet sie ihre Schnipsel und legt eine Spur durchs ganze Haus oder tanzt unter dem Schnipselregen. Auffallen tut sie aber eigentlich nur, wenn sie der kleinen Leonor vor Eifersucht auf den Kopf haut – oder wenn sie nicht schlafen kann und stattdessen schreit und schluchzt – „Ich bin nicht klein. Ich bin nicht groß. Was bin ich denn?“
Bild und Text sind fantastisch abgestimmt. Die Farbwahl ist besonders, so dass das Bilderbuch den Kindern gleich ins Auge sticht. Die Geschichte erzählt von einem turbulenten Familienchaos, wie es jeder (gerne) hat. Es spricht den Humor von Kindern und Eltern gleichermaßen an und erzählt gleichzeitig von einem ernsten Thema: Des Nicht-beachtet-Werdens. Wie schön, dass Lulu sich zu wehren weiß.
Autorin: Micha Friemel
Illustratorin: Jacky Gleich
Hanser, 2020
ISBN: 978-3-446-26612-4
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
Und danach? Gedanken über das große Jenseits
Im Zirkus Galaxie riskieren die Tiere jeden Tag ihr Leben auf dem großen Trapez. Wahrscheinlich sprechen sie daher oft über den Tod und ihre Vorstellungen vom Jenseits. Die Meinungen darüber sind sehr unterschiedlich: So glaubt Johnny Gonzales der Kanonenchihuahua, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt, aber manchmal auf die Erde zurückkehrt. Hieronymus, der jonglierende Kojote glaubt, dass man sich nach dem Tod in Geister verwandelt und über die vier Elemente mit den Hinterbliebenen kommunizieren kann. Ramses, der rollende Käfer hat da eine ganz andere Meinung…
Die originelle Idee dieses Buches erfreut mich immer wieder aufs Neue: Artisten unterschiedlicher Herkunft philosophieren über den Tod, während einer nach dem anderen vom Drahtseil fällt. Die Illustrationen sind humorvoll, so dass es leicht fällt, das ernste Thema Tod neutral, bis belustigt von außen zu betrachten. Die Leser*innen rezipieren die unterschiedlichen Deutungen und können diese für sich bewerten. Das überraschende Ergebnis: Alle abgestürzten Tiere überleben. Ein tolles Bilderbuch um das Thema Tod unverkrampft aufzugreifen.
Autorin: Silvia und David Fernández
Illustratorin: Mercè López
Übersetzer_in: Alexandra González-Calatayud
Bohem, 2021
ISBN: 978-3-95939-096-5
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
Das Wallrass
Die wunderschöne Sprache von Sigrid Eib-Green erzählt uns die Geschichte eines kleinen Bruderstreichs, der für den Kleineren der Es riecht nach Sommer und die beiden Jungen spüren die warmen Planken des Sees unter sich, als der Große dem Kleinen vom Wallrass berichtet. Das Wesen, das im See wohnen soll, sieht aus wie ein Dromedar mit Schlangenkopf und lebt unten im See. Der Kleine geht nur noch mit seiner grünen Luftmatratze auf den See und behält seine Füße und Hände auf ihr. Er achtet darauf immer in der Nähe seines Bruders zu bleiben und eines nachts meint er das Wallrass im Mondlicht zu erkennen. Eines Tages machen die beiden Quatsch auf der Luftmatratze, der Kleine sinkt zum dunklen Grund des Sees. Wie gut, dass ihm das Wallrass zu Hilfe kommt.
Das Wallrass kombiniert eine erfrischende Farbwahl mit einer spannenden Geschichte und skizziert nebenbei eine wunderbare Brüderbeziehung. In dieser Geschichte wird bewusst, wie viel Bedeutung Wörtern und Geschichten beigemessen werden kann und wie sie, wie durch Zauberhand, eine neue Bedeutung bekommen können.
Autorin: Sigrid Eyb-Green
Jungbrunnen, 2021
ISBN: 978-3-7026-5952-3
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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