Kleiner Spaziergang
Ein Bilderbuch aus Taiwan
Inhalt
In diesem mehrsprachigen Bilderbuch aus Taiwan können die Kinder nicht nur die lateinischen Buchstaben, sondern auch chinesische Schriftzeichen wahrnehmen. Es handelt von Hsiao-Yü, die von ihrem Papa zum Eier holen geschickt wird. Auf dem Spaziergang dorthin entdeckt sie einige spannende Dinge, wie den Schatten einer Katze, die auf dem Hausdach langgeht, eine blaue Murmel und eine alte Brille, ob die Eier wohl noch Zuhause ankommen?
Bewertung
Das Bilderbuch „Kleiner Spaziergang“ gibt uns einen Einblick in das Familienleben einer taiwanesischen Familie. Der Name Hsiao – Yü lässt sich dabei gar nicht so einfach aussprechen – am besten vorher üben. Schön finde ich, dass die Mama bei der Arbeit ist und der Papa für seinen gebratenen Reise, den er abends zubereiten möchte, noch Eier benötigt – Er ist offensichtlich gerade für die Care Arbeit zuständig und dies ist völlig natürlich in die Handlung eingebunden – dies passiert immer noch selten genug.
Wir folgen Hsiao-Yü auf ihrem Spaziergang. Chen Chih – Yuan hat für seine Bilder Braun-, Rost-, Beige- und Grautöne gewählt. Nur als Hsiao-Yü ihre Umgebung durch die Murmel betrachtet, taucht sie die ganze Umgebung in Blautöne. Dieser Perspektivwechsel von der Vogel- zur Ich-Perspektive ist spannend und gibt uns einen kleinen Einblick in die Umgebung durch die das Mädchen läuft. Dies passiert erneut, wenn Hsiao-Yü durch die Brille blickt, nur dass dann die Umgebung verschwommen ist. Da das Mädchen findet, dass es mit ihrer Brille sehr alt und ernst aussieht, beginnt sie im Laden angekommen ein kleines Rollenspiel und tut so, als wäre sie viel älter. Der Verkäufer reagiert freundlich belustigt darauf. Auch auf dem Rückweg entdeckt das Mädchen einige Dinge und wir verfolgen ihre Gedanken im Text.
Der Text verdeutlicht ihre Überlegungen, die sie während des kurzen Spaziergangs anstellt und die meist ihren Beobachtungen entspringen. Ein entschleunigendes Bilderbuch, dass uns vorführt, wie viel Zeit wir uns für die kleinen Wege nehmen können.
Pädagogische Vermittlung
Zur pädagogischen Vertiefung des taiwanesischen Bilderbuchs könnte man sich für einen von zwei Themenschwerpunkten entscheiden:
Interkulturelle Bildung
Wir schauen auf einem Globus oder einer Weltkarte, wo Hsiao-Yü Zuhause ist. Wir betrachten das Bilderbuch nochmals und schauen, ob uns außer der ungewöhnlichen Schrift noch Besonderheiten auffallen. Wie werden die Eier transportiert? In welchen Gefäßen befinden sich die Kaugummis und Bonbons? Was ist auf der Straße los? etc.
Weiter können wir uns ein paar einzelne chinesische Schriftzeichen ansehen und versuchen, diese nachzuahmen. Dabei können wir auf den kurzen Input des Autors auf der letzten Seite eingehen, der die Schrift für uns erläutert.
Wer sich noch weiter vertiefen möchte, könnte sich folgendes Buch zur Ansicht bestellen „Chinesisch schreiben“ vom Carl Auer Verlag, in diesem Bilderbuch nähern wir uns didaktisch sinnvoll einzelnen Schriftzeichen.
Visuelle Aspekte
Im Bilderbuch entdeckt Hsiao-Yü so einiges auf ihrem Weg zum kleinen Laden. Was können wir auf einem Spaziergang entdecken und als Spielmaterial „verwerten“. Wir gehen ein Stück und nehmen uns viel Zeit auf dem Weg nach undefiniertem Spielmaterial zu suchen. Das können auch weiße Kieselsteine, Stöcke oder Erlenzapfen sein.
Wir können nicht nur sehen, wir können auch horchen, was uns in unserer Umgebung auffällt. Was Hsiao-Yü auf ihrem Spaziergang wohl gehört haben mag?
Weitere mehrsprachige Bilderbücher, bzw. Bücher zum interkulturellen Lernen auf Buchwegweiser sind „Im Garten von Oma Apo“ (China), „Juju und Jojo“ (Brasilien) oder „Die vier Ochsen“ (Eritrea). Ihr könnt aber auch gerne auf die Datenbank des Baobabverlags zurückgreifen, in der alle interkulturellen Leseempfehlungen des Kolibri Heftes nach Stichwortsuche gespeichert sind.
Ein Bilderbuch aus Taiwan
Autor und Illustrator: Chen Chih – Yuan
Übersetzer: Johannes Fiederling
Baobab Books, 2016
ISBN: 978-3-905804-32-4
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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