Gedanken denken

Inhalt

„Was sind Gedanken?, fragte Nora – mit dieser scheinbar einfachen Frage beginnt das Bilderbuch. Das die Frage nicht einfach ist, scheint sich Nora, die den Lesenden an dieser Stelle verschmitzt anzublicken scheint, eigentlich schon zu wissen. So beginnt eine längere Erklärung, in deren Verlauf, es darum geht, mit Gedanken zu spielen, Wissen von Denken zu unterscheiden – jedenfalls gehen Gedanken meist ihre eigenen Wege. So nähert sich das Bilderbuch einer Sache, die sehr alltäglich und doch schwer greifbar ist: Dem Denken.

Bewertung

Dieses Bilderbuch gehört eigentlich in die Kategorie „Philosophische Bilderbücher“ davon haben wir hier aber recht wenig. Wer gerne und beruflich mit Kindern philosophiert wird um dieses Bilderbuch kaum herumkommen.
Zunächst die Hauptfrage „Was sind Gedanken?“, der immer wieder Nachfragen folgen, die im Buch zwar sehr gut und poetisch beantwortet werden, jedoch in der Beantwortung Raum lassen, sie mit eigenen Gedanken zu füllen. Und so greift dieses Buch über Gedanken, nicht nur inhaltlich das Frage und Antwortspiel auf. Die Lesenden füllen die Fragen unwillkürlich mit eigenen Erfahrungen und Erinnerungen oder werden gar aufgefordert, die Antworten zu füllen: „Kann man einen Gedanken wollen? (…) Mal kannst du dir einen Gedanken überlegen. etwas, das du willst oder dir erträumst, dich aber noch nicht traust.“
Tatsächlich ist es möglich mehrere pädagogische Einheiten mit den Fragen aus dem Bilderbuch zu planen, da oft 1 – 2 Seiten schon eine Einheit füllen können.
Die Bilder von Hanneke Siemensma sind so zauberhaft wie in „Der Hase ohne Nase“ – oder vielleicht noch zauberhafter, da sie Nora (die Fragestellerin), immer wieder in unterschiedlichen Situationen darstellt, manchmal von sehr weit weg, als dunkle Silhouette mit einer Freund*in am anderen Ufer des Sees. Nora wirkt in jedem Bild – auch wenn es negative Gedanken thematisiert – immer, als könnten die Gedanken ihr über kurz oder lang, nichts anhaben. Sie geht neugierig durchs Leben, mutig, wie eine zarte, nachdenkliche Pippi Langstrumpf.
Werden die Gedanken im Text mit Gefühlen gekoppelt, so sind schwere, negative mit dunkleren Farben verknüpft, während leichte und positive oft einfach „weiß lassen“. Insgesamt verwendet die Künstlerin nur sehr pointiert Farbe und arbeitet mehr mit Form, Perspektive und hell / dunkel. Auf einigen Seiten ist eine blaue Katze zu sehen, die für den Gedanken zu stehen scheint, bzw. die Erzählerin im Dialog sein könnte, denn am Ende des Buches, streicht Nora ihr liebevoll über den Schwanz und fragt: „Bist du ein Gedanke?“

Ein weiterer Bilderbuchtipp zum Thema „Philosophieren“ heißt: „Warum? fragt, Frau Blum“

Pädagogische Vermittlung

Dieses Bilderbuch bietet sich für Kindergarten und Grundschule an. Wobei die Fragen für den Kindergarten schon etwas vereinfacht, bzw. gut gewählt werden müssen. Ich könnte mir vorstellen dieses Bilderbuch gemeinsam mit einer Kleingruppe der zukünftigen Schulkinder zu bearbeiten.
1. Einheit: „Was sind Gedanken?“ und „Sind Gedanken immer da?“
Gemeinsam betrachten wir das Cover und lesen den Titel. Danach würde ich die ersten Seiten lesen, bis zu „Gedanken gehen meist ihre eigenen Wege“ und der bebilderten Doppelseite. Dann würde ich die beiden Hauptfragen wiederholen und abwarten, ob die Kinder etwas dazu sagen. Falls nicht, suchen wir die Gedanken auf eben diesen Seiten? Sind sie sichtbar? Was ist mir „schweren Gedanken“ gemeint? Was mit „Leichten?“. Ich versuche die Einheit auf Tonband aufzunehmen, so dass ich später ein Plakat mit Kinderzitaten erstellen kann. In der nächsten Einheit, kann ich die Zitate erneut vorlesen, die Kinder freuen sich, dass ihre Aussagen aufgegriffen werden und sind motiviert sich den nächsten Fragen zuzuwenden.
2. Einheit: „Kann man einen Gedanken wollen?; Festhalten? Können Gedanken verschwinden?“ und „Können Gedanken einen wütend oder froh machen“
Diese Fragen lassen sich relativ gut von den Kindern mit ihren eigenen Erfahrungen füllen.
Nach dem Lesen und einem kurzen Austausch halten wir im Atelier fest, welche Gedanken uns wütend oder froh machen.
3. Einheit: „Sind Gedanken wirklich immer in deinem Kopf?“
Zunächst könnten wir in einer kurzen stillen Runde versuchen nichts zu denken, mal sehen wem es gelingt?
Dann würde ich vor allem darauf eingehen, dass Gedanken von meinem Kopf zum „Tun“ führen können. Hier könnten wir je nach Jahreszeit zu bekannten Beispielen greifen: St.Martin sieht den Bettler, fühlt mit und teilt den Mantel oder die Nikolauslegende mit den Schuhen.
Wir könnten aber auch Alltagssituationen einbeziehen: Wenn wir sehen das es regnet, ziehen wir Matschhosen an.
Wenn jemand in Not gerät, springen wir ein etc.

Gedanken denken
Text: Annelies Beck
Bild: Hanneke Siemensma
Bohem, 2023
ISBN: 978-3-95939-223-5
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag

*Affiliated link. Beim Kauf könnt ihr diese Seite durch eine kleine Provision unterstützen, ohne dass euch Mehrkosten entstehen. Lokal einkaufen, gewinnt immer. Zusätzliche Informationen und meine Einstellung dazu findet ihr hier.

Diesen Artikel ...