Heiße Milch mit Honig
Inhalt
Großer und kleiner Bär besprechen bei einer heißen Milch mit Honig, was sie nach dem Winterschlaf gemeinsam möchten. Besonders kleiner Bär schmiedet viele Pläne. Doch nach einem langen Winter wacht kleiner Bär auf und großer Bär ist verschwunden. Der kleine Bär ist untröstlich über diesen Verlust. Zum Glück hat er viele Freunde, die für ihn da sind und ihm helfen einen Weg aus der Trauer zu finden und diese zugleich zu akzeptieren.
Bewertung
Die Vorgeschichte von großer und kleiner Bär beginnt, sobald das Buch aufgeschlagen wird und kann sowohl als Einstimmung, als auch als Vorbote angesehen werden: Großer Bär feiert mit kleiner Bär und den anderen Tieren im Wald Geburtstag. Danach wird vermutlich aufgeräumt, denn kleiner Bär schiebt den Geburtstagsstuhl und geht voraus. Währenddessen folgt ihm mit einigem Abstand großer Bär. Er trägt ein Geschenk und benutzt einen Stock beim Gehen. Die fliegenden Blätter deuten auf den Herbst hin.
Daenen beschreibt seine Geschichte mit wenigen aussagekräftigen Textzeilen. Diese, in Kombination mit den Illustrationen, ermöglichen es dem*der Betrachter*in sehr gut sich in die Waldtiere hineinzuversetzen. Deren Gesichtsausdrücke und Emotionen sind deutlich dargestellt. Die liebevollen Zeichnungen sind bunt, wirken weich und warm. Sie sind sehr detailreich und auch bei mehrmaliger Betrachtung lassen sich immer wieder neue Dinge entdecken. Sind die Bilder auf beiden Seiten sehr groß und detailliert, so kann es Kindern schwer fallen sich erst auf die eine, dann auf die andere Seite zu konzentrieren. Obwohl die Trauer von kleiner Bär im Vordergrund steht, finden sich auch lustige Elemente in den Bildern wieder. Diese stehen im Kontrast zum Empfinden des kleinen Bär und könnten auch dafür stehen, dass das Leben um ihn herum weiter geht.
Auf einfühlsame Weise stellt Daenen dar, welche Auswirkungen der Verlust einer wichtigen Person auf das Leben haben kann, welche Bedeutung dem sozialen Umfeld zukommt und dass Trauer und die Leichtigkeit des Seins manchmal eng beieinander liegen. Eben Eine Geschichte, die wärmt und tröstet.
Pädagogische Vermittlung und Erfahrungswerte
Ich habe das Buch mit Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren betrachtet. Da es sehr detailreich illustriert ist, gebe ich den Kindern viel Zeit, um die Bilder anzuschauen. Waren auf beiden Seiten aufwendige Illustrationen, so habe ich die zweite vorerst mit einem weißen Blatt abgedeckt, um die Kinder zu fokussieren. Immer wieder habe ich Impulsfragen gestellt und bin auf die Antworten der Kinder eingegangen. Einige Beispiele:
„Der kleine Bär ist alleine. Wo ist großer Bär?“
- „Vielleicht schläft er noch.“
- „Vielleicht ist er ein Schlafwandler.“
- „Vielleicht hat er sich im Wald verlaufen.“
„Der große Bär ist gestorben.“
Die Kinder sind betroffen über den Tod von großer Bär und fragen, warum er gestorben sei. Ich gebe die Frage zurück.
„Warum könnte großer Bär gestorben sein?“
- „Er war krank.“
- „Er war alt. 40!“ „ Oder 100!“ „Oder eine Trillionen!“
- „Er hat gekämpft. (…) Er ist vor dem Winterschlaf in den Wald gegangen und hat da gekämpft.“
Kleiner Bär ist traurig, aber seine Freunde sind da und versuchen ihn aufzuheitern. Immer wieder lasse ich die Kinder beschreiben, was der kleine Bär tut, wie er aussieht, was er fühlen könnte und was seine Freunde unternehmen, um ihn aufzuheitern. Besonders das Baumhaus und dessen Bauprozess lösen große Begeisterung aus (z. B. „Das ist ein riesen Haus!“, „Der Hirsch, der sägt sich ab!“).
Wir besprechen, dass es okay ist sich traurig zu fühlen und jemanden zu vermissen. Kleiner Bär geht es so und die Kinder bemerken sofort, dass „seine Freunde ihn jetzt ja trösten können“.
Möglichkeiten zur weiteren Vertiefung:
- Benennung und Umgang von Gefühlen:
Wenn jemand, den ich mag nicht da ist, dann fühle ich mich… Hast du schon mal jemanden vermisst (weil die Person gestorben oder gerade nicht da war, je nach Reaktion der Kinder nach dem Lesen)? Wie hast du dich gefühlt? Was/ Wer hat dir geholfen? Was ist Trost? Was hat dich getröstet?
Wir basteltn Gefühlskarten und die nächsten Tage darf jedes Kind am Morgen sagen, wie es sich fühlt und warum. So benennen wir Gefühle und zeigen, dass alle Gefühle erlaubt sind, gute und schwierige.
- Baumhaus:
Wie könnte dein Baumhaus aussehen? Male ein Bild
- Wir machen Winterschlaf:
Alle Kinder sind Bären und machen Winterschlaf.
Wenn ich ein Bär wäre, würde ich vor dem Winterschlaf … essen.
Wenn ich ein Bär wäre, würde meine Winterschlafhöhle so aussehen… .
Wenn ich nach dem Winterschlaf aufwachen würde, würde ich … machen.
- Winterschlaf:
Welche Tiere machen Winterschlaf? Wieso? Wie bereiten sie sich vor?
- Zeigt sich, dass die Kinder interessiert sind am Thema Abschied/ Verlust/ Trauer/ Tod?
Weitere Bilderbücher zu dieser Thematik werden betrachtet, dabei ggf. die Eltern informieren, dass dieses Thema aktuell in der Einrichtung behandelt wird, damit diese ggf. auf Fragen vorbereitet sind.
Auf dem Blog finden sich verschiedene Beiträge, Fach- und Bilderbücher, die sich dazu eigenen mit Kindern über den Tod zu sprechen. So zum Beispiel Und danach – Gedanken über das große Jenseits, Ente, Tod und Tulpe, Trauerarbeit mit Kindern oder Drei Bilderbücher – Mit Kindern über den Tod sprechen.
Eine Geschichte, die wärmt und tröstet
Autor & Illustrator: Frank Daenen
Übersetzer: Rolf Erdorf
Bohem, 2021
ISBN: 978-3-95939-200-6
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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