Oje, mein Eis!

Oje, mein Eis Buchcover

Inhalt

„Du sprudelst wie eine Himbeerbrause, die jemand zu fest geschüttelt hat“, sagt Opa zu Kasimir. Denn für seinen Enkelsohn ist klar, dass heute der weltallerbeste Tag wird. Er geht mit seinem Großvater auf eine Dampferfahrt und dazu gibt es das weltallerbeste Eis überhaupt. Kein Wunder, dass Kasimir im ganzen Körper Himbeerbrausenfreude spürt. Doch dann passiert es – sein Eis fällt ins Wasser! Kasimir ist zu Tode betrübt und wird immer wütender, denn niemand unternimmt etwas. Er wird niemals wieder froh werden und alle anderen sind schuld! Nichtmal Opas Himbeerbraunsefreude kann helfen. Oder etwa doch?

Bewertung

Jana Heinicke hat eine Situation direkt aus der kindlichen bzw. familiären Lebenswelt gegriffen, denn wer kennt es nicht? Von himmelhoch jauchezend in Sekundenschnelle zu zum Tode betrübt. Das weltallerbeste Eis ist weg, alle Vorschläge, wie man es zurückholen könnte (Hubschrauber, Meerjungfrauen usw.) werden abgelehnt bzw. klappen nicht und stattdessen bietet der Großvater Alternativen an, die allesamt essbar sind, aber eben kein Eis. Da ist der Gefühlssturm vorprogrammiert. Opa geht zuerst nicht die Gefühle des Enkels ein, bis dieser ihn beschimpft und auf ihn eintrommelt. Meiner Meinung nach hätte der Opa schon früher auf die Gefühle eingehen können, damit die Situation nicht eskaliert. Nun nimmt er Kasimir aber in die Arme, zeigt Verständnis, verbalisiert die Gefühle und so kehrt langsam Ruhe ein in den Kinderkörper. Die bunten Illustrationen zeigen klar, wie traurig und wütend Kasimir ist, wie anstrengend die Situation. Sein Opa bleibt ruhig und versucht ihn danach mit Brause aufzuheitern, macht Quatsch und ist am Ende selbst ganz außer sich, als er die Brause verschüttet. Kasimir tut sein Opa leid, gleichzeitig ist er ihm etwas peinlich. Auf der einen Seite ist es schön, dass der Opa seinen Enkelsohn aufheitern möchte, die Blicke der anderen auf sich lenkt und zeigt, dass jeder jederzeit wütend und traurig werden kann. Gleichzeitig könnte sein Enkel sich auch vorkommen, als würde er bloßgestellt, indem ihm sein eigenes Verhalten so gespiegelt wird. Die Geschichte kann daher zum Anlass genommen werden, um mit Kindern über Situationen zu sprechen, in denen die Gefühle sehr stark im Körper sind, sei es Freude oder Wut, daheim oder in der Kita.

Die Illustrationen sind knallig bunt und Nina Alaska hat für den Ausflug der beiden Hauptprotagonisten ein diverses Setting gewählt. Kind und Großvater sind klassisch dargestellt, doch das pinke bzw. himbeerfarbene Shirt des Opas fällt positiv auf.

Eine Geschichte über starke Gefühle und eine starke Bindung zwischen Großvater und Enkelsohn.

Pädagogische Vermittlung

Das Buch lässt sich gut dazu nutzen, um zu thematisieren, welche Gefühle es gibt, was sie in einem auslösen und wie man mit ihnen umgehen kann. Wichtig ist dabei, dass generell alle Gefühle erlaubt sind, nicht aber jedes Verhalten. Dies kann sowohl im pädagogischen, als auch im familiären Kontext aufgegriffen werden. Auf letzten werde ich nun näher eingehen:

Gab es vielleicht schon mal so eine ähnliche Situation in der Familie? Ganz aktuell oder irgendwann einmal? Diese kann hiermit aufgegriffen und für zukünftige Gefühlsstürme eine Handlungsstrategie besprochen werden (natürlich entsprechend dem kindlichen Alter). Dafür sollte eine entspannte und ruhige Atmosphäre herrschen, eine aktuelle Situation sachlich angesprochen werden, ohne dem Kind ein schlechtes Gewissen zu machen. Es kann auch von eigenen Gefühlen berichtet werden z. B. „Manchmal habe ich auch Himbeerbrausenfreude! Dann fühle ich mich ganz froh und warm, z. B. wenn ich mich mit einer*m guten Freund*in treffe“ oder „Manchmal möchte ich auch eine Zeitmaschine, so wie der Opa, z. B. als ich heute morgen einen Fleck auf meine Hose gemacht habe mit der Zahnpasta“. So wird verdeutlicht, dass Gefühle zu uns allen gehören, egal ob Groß oder Klein.

Oje, mein Eis Buchcover
Oje, mein Eis!
Autorin: Jana Heinicke
Illustratorin: Nina Alaska
Magellan, 2022
ISBN: 978-3-7348-2119-6

Von der besonderen Beziehung zwischen Großvater und Enkeltochter handelt das Bilderbuch Kati will Großvater werden.

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