Mein Schatten ist pink
Inhalt
Der namenlose Junge vermutet, dass bei ihm etwas nicht stimmt. Eigentlich sollte sein Schatten blau sein, wie der von Vater und Großvater, doch seiner ist pink. Er mag Ponys, Bücher und Prinzessinnen und vor allem sein gelbes Lieblingskleid. Als er aufgefordert wird, zum ersten Schultag sein Lieblingsoutfit anzuziehen, greift er genau danach. Als er den Klassenraum betritt, verlässt ihn der Mut und er wird von den anderen angestarrt. Ängstlich verlässt er seine Klasse und geht nach Hause. Doch sein Vater bestärkt ihn, der zu sein, wer er ist: „Dein Schatten bist du, er ist richtig für dich. Sei stolz drauf und sag dir: Das bin ich!“
Bewertung
Die Geschlechtsidentität bildet sich schon im Kindergarten aus. Die Kinder lernen durch ihre Eltern, andere Kinder und die pädagogischen Fachkräfte, welche Verhaltensweisen ihrem biologischen Geschlecht zuzuordnen sind. Obwohl viele Fachkräfte sensibilisiert sind und auch Eltern sich bemühen beim „Undoing gender“ mitzuwirken, wird es wahrscheinlich noch eine ganze Weile zugeschriebene Kategorien geben.
In „Mein Schatten ist pink“ wägt der Junge zwischen Anpassung und „sich-selbst-sein“ ab. Er traut sich und zieht sein Lieblingskleid an, doch dann verlässt ihn der Mut. Gut, dass sein Vater ihm zur Hilfe kommt und ihm seine Unterstützung zusichert, so dass er am nächsten Tag voll Selbstbewusstsein zurückkehren kann. Scott Stuart war selbst so ein Vater und hat daraufhin dieses Buch geschrieben.
Das Bilderbuch ist in Reimen formuliert, die von Kristina Schäfer sehr stimmig übersetzt wurden. Die Reime helfen der problemorientierten Geschichte die Schwere zu nehmen. Die Illustrationen sind in leuchtenden Farben gehalten und zeigen teilweise nur die einzelnen Personen mit ihren Gefühlsregungen, während der Hintergrund einfarbig ist. Selten sehen wir ganze, detaillierte Räume, eher werden einzelne Bilder hervorgehoben. Die Schatten hinter den Protagonisten erweitern deren Gestik und betonen ihre Gefühlswelt (bsp.: Der Vater wirkt ängstlich, als der Junge im Kleid aus dem Haus kommt / der Schatten verbirgt das Gesicht hinter den Händen).
Trotz der Schwere der Thematik und dem Mitgefühl für den Jungen kommt das Buch leicht daher und lässt sich so, sehr gut in den Kita bzw. Hortalltag einbringen.
Schade finde ich, dass „School“ hier mit Schule übersetzt wurde, die Aufmachung des Buches ist nicht wirklich für Grundschüler. Da die „School“ in anglikanischen Ländern oft die „Pre-School“ ist, wäre für uns eine Übersetzung mit Kita und wenn möglich Illustrationen, die eine Kita widerspiegeln angebrachter.
Pädagogische Vermittlung
Dieses Bilderbuch würde ich erstmal ins Bilderbuchregal legen und warten, ob und wen es interessiert. Ich könnte mir gut vorstellen, mit den interessierten Kindern ein kleines „Genderprojekt“ zu starten: Was verstehen wir als typisch Junge / typisch Mädchen? Trifft das auf alle Kinder zu? Welche Aktivitäten können wir alle gemeinsam ausprobieren (Bsp.: Angeleitetes Raufen / Glitzerhüte basteln).
Meine Kollegin Anja hat zu der Thematik „David Bowie – Little People – Big Dreams“ angeschaut und alle Kinder bunt geschminkt. Mal sehen, was den Kindern selbst dazu einfällt.
Weitere passende Bücher sind „Echte Kerle“, „Julian ist eine Meerjungfrau“, „Der Junge im Rock“ oder auch „Geh weg, Herr Berg!“ und „Luzie Libero“.
Autor uns Illustrator : Scott Stuart
Übersetzerin: Kristina Schäfer
Coppenrath, 2021
ISBN: 978-3-649-63996-1
Details und erhältlich* bei: Thalia Genialokal Verlag
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